Das Abenteuer Groundhopping geht weiter
Jörg Heinisch

Das Abenteuer Groundhopping geht weiter

Und weiter geht's im Sauseschritt. Fünf Jahre nach seinem Überraschungserfolg legt Heinisch einen zweiten "Band zu Stadion sammelnden Fußballfans" nach.

Das Konzept ähnelt dabei dem bereits bewährten: Für alle neuen Leser gibt es zunächst eine, diesmal allerdings deutlich verkürzte, Einführung in die Thematik, gefolgt von einer Vielzahl von Tourberichten. Erneut überdurchschnittlich häufig vertreten ist dabei Carlo Farsang - was Heinisch bereits den durchaus kritisch gemeinten Titel als "Faris Haus- und Hofberichterstatter" einbrachte. Berechtigt? Ich denke nicht, heben sich die außergewöhnlichen und noch dazu unterhaltsam geschriebenen Erlebnisse des Schwarzwälders doch erneut vom Rest ab. So ist der Hintergrundbericht zu der bekannten NDR-Reportage mitsamt Überfall und Unruhen in Buenos Aires wesentlich spannender als etwa die "gefährliche" Tour nach Belfast. Einzig der "Fall Messias" erschließt sich nur Eingeweihten und ist für den normalen Leser wohl nur als Randgeschichte interessant.

Positiv ist, dass diesmal wesentlich mehr verschiedene Hopper zu Wort kommen, was auch an der umfassenden Recherchearbeit Heinischs liegen dürfte (selbst meine Wenigkeit wurde im Vorfeld kontaktiert, und das will schon was heißen). Somit geht es wieder auf zu einer Reise rund um den Erdball: Zum Tiger-Cup nach Singapur und Indonesien, zum Afrika-Cup nach Mali, auf die Nördlichen Marianen und natürlich nach Südamerika. Das liest sich alles meist sehr kurzweilig, einzig der Bericht zur WM 2002 ist mit 36 Seiten vielleicht etwas lang geraten.

Seine Stärken hat das Buch jedoch, sobald nicht vom, sondern über das Hobby berichtet wird. Wenn etwa "Besonderheiten bei Stadien", "Groundhopping in den Medien", oder gar "die Verbindung zur Kunst" thematisiert werden, ergeben sich völlig neue Perspektiven.
Nicht fehlen darf natürlich auch die Kritik am Nachwuchs, die zwar ihre Berechtigung hat, allzu oft aber nach Großvaters "Früher was alles besser"-Geschichten klingt. Natürlich hinterlassen 30 Deutsche auf einer italienischen Pressetribüne ein schlechtes Bild. Natürlich gibt es Experten, die Selbständigkeit vermissen lassen. Natürlich ist die Jagd nach Quote nicht alles. Aber ganz im Ernst: Welcher Hopper, der doch sein eigenes Ding durchzieht, sollte sich davon stören lassen?

Zurück zum Buch. Unter dem Strich verhält es sich bei "Das Abenteuer Groundhopping geht weiter" ähnlich wie mit manchem erfolgreichen Film: Die Fortsetzung scheitert irgendwie an der (zu) hohen Hürde, die der erste Teil gelegt hat. Für sich allein betrachtet bleibt das Buch aber mehr als lesenwert.

2004, ISBN: 3-89784-239-4.