Nach ein wenig Sightseeing in Vezelay führte die letzte Etappe des Wochenendes in die Stadt des wohl größten französischen Fußballwunders - Auxerre. Als ein gewisser Guy Roux 1961 Trainer des kleinen Klubs wurde, spielte AJ Auxerre in der 4. Liga. 35 Jahre später hieß der Coach noch immer Guy Roux, die "Association Jeunesse Auxerroise" jedoch war kein Dorfverein mehr, sondern französischer Meister und Pokalsieger. Erst 2005 verließ Roux den Klub, bei dem er auch selber gespielt hatte, nach 44 Jahren. Zu seinem Abschied wurde er erneut Pokalsieger, einen Tag später erklärte er seinen Rücktritt.
Auch der Stadionausbau von einem Dorfplatz zu einer Uefa-tauglichen Arena geht im Wesentlichen auf Rouxs Initiative zurück. Zwar passen heute "nur" 23.493 Zuschauer in die Arena, dennoch hat das Stade Abbé-Deschamps mit seinen vier für sich stehenden Tribünen und dem eigentlich viel zu kleinen Unterrang seinen eigenen Charakter. Benannt ist das Stadion nach dem zweiten wichtigen Mann der Vereinsgeschichte: Abt Deschamps, ein Geistlicher der Kathedrale des Heiligen Etienne, gründete 1905 den Klub, kaufte ein Stück Land am Ufer Yonne und begann mit dem Bau eines Spielfeldes, das 1920 fertig war.
Am Stadion angekommen, überraschte zunächst das Geschehen auf dem Nebenplatz. Auf einer durchaus ansehnlichen Tribüne verfolgten gut und gerne 200 Zuschauer ein Fußballspiel - wie sich nachher erwies die Viertligapartie AJ Auxerre 2 gegen Villemomble. Da jedoch bereits die Schlussphase lief, stellte sich die "Zählen oder nicht"-Frage erst gar nicht. Vielleicht auch besser so :-)
Das "richtige" Spiel zwischen den AJ-Profis und dem FC Toulouse wollten schließlich gerade einmal 6547 Zuschauer sehen, darunter maximal 100 Gäste. Viel Stimmung kam da nicht auf, auch wenn die heimischen Ultras durchgehend sangen und auch ein kleines Intro mit zwei Blockfahnen im Angebot hatten. Das Spiel hatte nur wenige Höhepunkte, allen voran das Tor des Tages durch den Belgier Luigi Pieroni in der 48. Minute. Den Rest der 90 Minuten froren wir vor uns hin, wärmten uns mit Kakao und waren schließlich nicht unglücklich, als wir zurück im Auto waren, um die letzten 600 Kilometer Richtung Heimat abzuspulen.