Algeciras liegt am südlichsten Zipfel Spaniens in Sichtweite zu Marokko und besitzt einen eher mäßigen Ruf. "Hässliche Wohnblocks, eine hohe Kriminalitätsrate und jede Menge Kleindealer" erwähnt der Baedeker und fügt an: "Allzu lang muss man sich hier nicht aufhalten."
"Derbi" in der Provinz Cadiz
Nun, in unserem Fall begnügten wir uns nach der Ankunft aus Ecija mit 120 Minuten. Einziger Tagesordnungspunkt: Das überall als "Derbi" angekündigte Drittliga-Duell zwischen Algeciras und dem Nachbarn FC Cadiz aus der Provinzhauptstadt, der bis 2006 noch in der Primera Division beheimatet war.
Algeciras hat immerhin neun Zweitliga-Jahre auf dem Buckel, das letzte 2003/2004. Danach ging es im Rekordtempo in die Fünftklassigkeit, nun zeigt die Form immerhin wieder leicht nach oben.
Zeuge großer Fußball-Träume
Dabei sollte mit dem Estadio Nuevo Mirador doch eigentlich alles besser werden. Doch das 1999 eingeweihte, immerhin 7500 Sitzplätze bietende Stadion brachte nie den erhofften Erfolg, ist heute nur noch Zeuge der großen Fußball-Träume in Algeciras.
An diesem Sonntag steht nun ein kleiner Festtag auf dem Programm: 2500 Zuschauer wollen das Derby der Provinz Cadiz sehen, eine durchaus beachtliche Zahl. Und, besonders schön: Beide Seiten haben eine zwar kleine, aber motivierte Fankurve zu bieten. Algeciras zeigt zum Intro sogar eine kleine Choreo aus roten, weißen und blauen Fahnen, die etwa 150 Gäste sind zumindest in der ersten Halbzeit äußerst sangesfreudig.
Turbulente Schlussphase
Als das zunächst gute Spiel nach der Pause immer weiter abflacht, verstärken beide Seiten das gegenseitige Bepöbeln. Besonders nett der Wechselgesang "Puta Cadiz". Doch auch damit ist es irgendwann vorbei, und das Spiel ist bereits innerlich abgehakt, als die 93. Minute noch einmal turbulent wird. Die Gastgeber erhalten einen Elfmeter, verwandeln diesen, und plötzlich stehen sich Lust und Frust direkt gegenüber. Kurz kommt Bewegung in den motivierten Teil der Gäste, doch nach fünf emotionalen Minuten ist auch dieses Tohuwabohu beendet.
Nach diesem schönen Ende fahren wir vorbei an Gibraltar bis nach Marbella, um am nächsten Morgen von Malaga zurück nach Weeze zu fliegen. Schön war's mal wieder, nur leider viel zu schnell vorbei.