Nach dem gelungenen Auftakt begann Tag zwei der Katar-Woche mit einem Streifzug durch den Nordosten Dohas. Auf dem Programm: Der Souk Al-Waqif mit seinen engen Gassen und dem nicht gerade artgerechten Tiermarkt, das islamische Kulturzentrum mit seinem spiralförmigen Minarett und das Museum für islamische Kunst mit seinem grandiosen Blick auf Dohas Skyline. Anstrengend, aber gut.

Noch ein kleines arabisches Mittagessen, und dann übernahm auch schon König Fußball das Zepter. Heute peilten wir gleich zwei Spiele an, Nummer eins stieg im Al-Sadd Stadium: Mitfavorit Australien mit dem deutschen Trainer Holger Osieck traf auf den krassen Außenseiter Indien.

"Entwicklungsland" Indien mit vier Gegentoren gut bedient

Da unsere Drei-Euro-Plätze mitten im Fanblock der Inder lagen, verzogen wir uns spontan auf die Haupttribüne - was angesichts fehlender Blocktrennung wie auch in den anderen Stadien kein Problem war. Und dann begann ein wirklich skurriles Fußball-Spiel: Indien, derzeit Nummer 144 der FIFA-Weltrangliste, hat überspitzt gesagt zwar 1,2 Milliarden Einwohner, aber keine elf vernünftigen Fußballer.

Die gebotene Leistung war schon arg grenzwertig, mit dem 0:4 war das Team am Ende gut bedient. Was die zahlreichen Fans - in Katar gibt es mehr Inder als Einheimische - freilich nicht von ihrem Enthusiasmus abbrachte. Jeder Vorstoß über die Mittellinie wurde mit lautem Kreischen bedacht, sogar Abseitspfiffe gegen Australien lautstark bejubelt. Skurril!

"Das wohl schönste Stadion im Mittleren Osten"

Das Al-Sadd Stadium, auch unter dem Namen Jassim Bin Hamad Stadium bekannt, liegt südwestlich des Stadtzentrums von Doha. Mit seinen vier Eck-Türmen erinnert die kleine 15.000-Mann Arena zumindest von außen ein wenig an das Stadion in Köln - was durchaus als Kompliment zu verstehen ist ;-)

Noch weiter aus dem Fenster lehnt sich Katars Liga-Homepage, wo von einer "Mini-Version des Old Trafford" und dem "wohl schönsten Stadion im Mittleren Osten" die Rede ist. Nun ja, da wollen wir doch mal die Kirche Moschee im Dorf lassen...

9783 Fans sahen das erwähnte einseitige Spiel mit Toren von Tim Cahill (2), Harry Kewell und Brett Holman. Auffällig, dass unglaublich viele Fans erst weit nach Anpfiff das Stadion betraten, dafür aber schon zur 75. Minute wieder den Rückzug antraten. Verstehen muss man das nicht. Wir blieben freilich bis zum bitteren Ende, nahmen so auch einen kleinen Stau in Kauf, schafften es aber dennoch rechtzeitig zum zweiten Spiel des Tages zwischen Mitfavorit Südkorea und dem kleinen Bahrain.