In der 92. Minute war der Ofen aus. Und das sogar wörtlich: Der Favorit TuS Koblenz hatte soeben das 2:0 geschossen, also wurde der Grill im Apollinarisstadion heruntergefahren. Wenige Meter entfernt sangen die TuS-Fans ihr Lied vom "Rheinlandpokalsieger", waren bereits über die Bande geklettert und warteten auf den Schlusspfiff.
Zu früh gefreut
Doch es kam anders. Tore in der 93. und 95. Minute brachten den kleinen Sechstligist Salmrohr in die nicht mehr für möglich gehaltene Verlängerung, und am Ende gewann der FSV tatsächlich sogar den Pott und schaffte den Einzug in den DFB-Pokal. Während die etwa 50 mitgereisten Fans in Rot ihr Glück kaum fassen konnten, herrschte bei den zahlreichen Koblenz-Fans blankes Entsetzen. Wohl auch, weil die TuS finanziell mal wieder in Schieflage geraten ist und das Geld aus dem DFB-Pokal gut hätte brauchen können.
Neutrale Zuschauer kamen im Reinlandpokalfinale also zweifellos voll auf ihre Kosten. Zumal auch der Spielort ein durchaus interessanter war: Das Apollinarisstadion ist eher für erfolgreichen Frauen-Fußball bekannt (der SC 07 Bad Neuenahr wurde 1978 deutscher Meister) und bekommt Kulissen wie heute eher selten zu sehen. 2715 Zuschauer waren es am Ende - bei einem Fassungsvermögen von 4580 durchaus beachtlich.
Der Großteil drückte freilich der TuS die Daumen, eine schöne Choreo ("Es ist seit eh und je bekannt - Das Rheinland fest in Schängelhand") gab es auch. Während die Gäste, nun ja, fantechnisch offenbar eher in den 90ern stehen geblieben sind ("xx, du Zigeuner"-Gesänge, Bums-Musik aus dem Ghettoblaster etc.). Beim Ausgleich gab es "immerhin" roten Rauch.
"Hier ist der Deckel drauf"
Benannt ist das Apollinarisstadion wie eigentlich alles in der Gegend nach dem Heiligen Apollinaris von Ravenna, dessen Reliquien sich - unter anderem - in der Apollinariskirche in Remagen befinden. Überregional bekannt ist freilich in erster Linie das Mineralwasser aus einer Quelle, die der Ahrweiler Georg Kreuzberg 1852 unter einem Weinberg entdeckte. Eröffnet wurde das Stadion mit der recht netten Tribüne übrigens 1969 - also in dem Jahr, in dem die Nachbarstädte Ahrweiler und Bad Neuenahr fusionierten.
Zurück zum Fußball und diesem durchaus verrückten Spiel. "Das ist die Entscheidung. Hier ist der Deckel drauf", sagte der Kommentator in der Live-Konferenz der ARD, als das 2:0 fiel und die TuS-Spieler an der Eckfahne jubelten (direkt vor unserer Nase, hätte ich doch nur in die Kamera gewunken). Nunja, es sollte anders kommen. Am Ende schaffte Salmrohr den Einzug in den DFB-Pokal - als einziger Sechstligist übrigens.