KSV Baunatal - FSV Fernwald 4:3 (Oberliga Hessen, 9.9.07)

Das Parkstadion in Baunatal

Erinnert sich noch jemand an das gute, alte PC-Spiel "Bundesliga Manager Professional"? Wo es noch keines Schnick-Schnacks wie "Echtzeit-Animationen", "neuen Platzwart einstellen" oder "Einzeltraining für Wesley Sonck veranlassen" bedurfte, um für Stunden an den Bildschirm gefesselt zu werden? Aus irgendeinem Grund verbinde ich - und wie ein Google-Test zeigt auch viele andere - dieses Spiel bis heute mit dem KSV Baunatal. Weiß der Herrgott, warum dieser Provinzverein damals bei Spielbeginn zur Auswahl stand. Der Programmierer muss wohl ein glühender KSV-Verehrer gewesen sein...

Drei Jahre Profifußball

Während der Kult-Verein so auf manchem PC unverhofft zum deutschen Serien-Meister avancierte, ist die Realität des Kultur- (sic!) und Sportvereins ein wenig trister. Drei Jahre in der 2. Bundesliga (1976-79) stechen hervor, heute kickt der Kasseler Vorortverein in der Oberliga Hessen. Dies immerhin mit Erfolg: Nach sieben Spieltagen liegen die Schwarz-Weißen etwas überraschend noch vor Darmstadt, Aschaffenburg oder Fulda mit 14 Punkten auf Platz eins. "Der tolle Saisonstart hat die Erwartungen in die Höhe schnellen lassen", heißt es dann auch im Programmheft.

Sieben dieser Zähler stammen aus den bisherigen drei Heimspielen, die alle im Exil, nämlich in der "typischen Fußballathmosphäre am heimischen Baunsberg" ausgetragen wurden. Die eigentliche Heimstätte, das Parkstadion, wurde in der Zwischenzeit auf Vordermann gebracht: Für 210.000 Euro erfuhren die Leichtathletikanlagen und die Sitzplatztribüne eine gründliche Sanierung und erstrahlen nun in neuem Glanz.

Das Parkstadion in Baunatal

Zwetschgenkuchen und WM der Diensthunde

Eingeweiht worden war das Stadion 1979 - pünktlich zum Abschied aus Liga zwei, wie Zyniker bemerken. Profifußball bekamen die maximal 8578 Zuschauer also nicht mehr zu sehen - dafür aber Highlights wie Juniorenländerspiele oder Weltmeisterschaften der Diensthunde... Nicht verschwiegen werden soll aber, dass das Parkstadion trotz seiner Weitläufigkeit zu gefallen weiß - nicht zuletzt dank der sehr guten Akustik der markanten Haupttribüne sowie der integrierten Cafeteria, wo es hervorragenden Zwetschgenkuchen für nur einen Euro gibt...

Die Begegnung gegen den FSV Fernwald sehen gut 600 Zuschauer, darunter etwa 25 mit Trommel, Schwenkfahne und gut geölter Stimme ausgestattete KSV-Fans. Die Gäste werden einzig von vereinzelten, meist älteren Anhängern unterstützt. Der Tabellenführer wird seiner Favoritenrollee gegen den Vorletzten zunächst gerecht und führt nach 60 Minuten 4:1. Dann jedoch folgen drei Rückschläge in nur drei Minuten: Das 2:4 (63.), das 3:4 (64.) sowie eine Rote Karte (65.). Weiteres Ungemach kann der Gastgeber, bei dem Ex-Profi Carsten Lakies in der Schlussphase eingwechselt wird, jedoch verhindern. "Spitzenreiter, Spitzenreiter", hallt es nach dem Schlusspfiff noch einmal über die Tribüne. In Nordhessen darf weiter geträumt werden.