Al-Safa Beirut - Salam Zgharta 2:2 (Lebanese Premier League, 10.11.2014)

Beirut Municipal Stadium

"Macht euch keine Sorgen, Beirut ist sicher", sagte unser Taxifahrer auf dem Weg in die libanesische Hauptstadt. Und tatsächlich: Nach jahrelangem Bürgerkrieg macht die Stadt am Mittelmeer zumindest im Zentrum einen freundlichen, geradezu weltoffenen Eindruck. Man könnte sagen: So westlich wie Beirut City kam uns zuvor in Jordanien keine einzige Stadt vor.

Municipal Stadium in Beirut
Ein Klub, eine Glaubensrichtung

Die Wahrheit sieht freilich etwas anders aus. 19 Tote gab es alleine in diesem Jahr bei fünf Bomben-Anschlägen in der Stadt. Die meisten davon ereigneten sich südlich der Innenstadt im Bezirk Haret Hraik, nur etwa drei Kilometer entfernt vom Beirut Municipal Stadium, unserem heutigen Ziel.

Das Problem ist die anhaltende Rivalität zwischen den religiösen Gruppen - und damit wären wir beim Fußball. Denn auch in der Lebanese Premier League steht jeder Verein für eine Gruppe. Beispiele? Rekordmeister Al-Ansar repräsentiert die Sunniten, das populäre Nejmeh die Schiiten, Racing Beirut die Christen und Al-Safa die Drusen. Kein Wunder, dass Ausschreitungen keine Seltenheit waren - allen voran beim Derby Nejmeh gegen Ansar. Was zur Folge hatte, dass seit 2005 - mit vereinzelten Unterbrechungen - Zuschauer bei sämtlichen Spielen der Premier League verboten waren.

Groundhopping im Libanon
Endlich wieder Fans im Stadion

Das scheint immerhin vorbei: Beim heutigen Duell zwischen Al-Safa und Salam Zgharta gab es am Municipal Stadium - das übrigens im sunnitischen Teil Beiruts liegt - problemlos für 10.000 Pfund (ca. 5 Euro) Tickets zu kaufen. Größtes Problem war ohnehin, die Ansetzungen für das Wochenende zu finden. Die üblichen Seiten erwiesen sich alle (!) im Nachhinein als falsch, am Ende half die Facebook-Seite des heutigen Gastes aus dem Nord-Libanon. So erwies sich etwa die eigentlich logische Annahme, das Spiel würde im Safa-Stadion ausgetragen, als falsch.

Eintrittskarte in Beirut
Stattdessen wurde im erwähnten Municipal gekickt, das in Sichtweite zum modernen Camille-Chamoun-Stadion liegt und vielleicht deswegen seit Jahren vom Abriss bedroht ist. 18.000 Zuschauer passen hier hinein, es gibt eine überdachte Tribüne, gelbe und blaue Sitzschalen und eine überraschend schicke Laufbahn.

Kein Campeone

Nur 300 Zuschauer sind gekommen und werden von zahlreichen Soldaten mit Maschinengewehr um die Schulter bewacht. Warum, bleibt offen. Belohnt werden die Unentwegten immerhin mit einem überraschend guten Spiel: Zur Pause führt der Gast bereits mit 2:0 und wird mit "Campeone"-Sprechchören in die Kabine verabschiedet, doch nach der Pause kann Safa - übrigens Ex-Klub des langjährigen Bundesliga-Profis Youssef Mohamad sowie des im Sommer verstorbenen Ibrahim Touré - noch ausgleichen.

Mit Länderpunkt 80 im Gepäck geht es anschließend über Paris und Frankfurt wieder ins schöne Mönchengladbach. Schön war's.

Beirut Municipal Stadium  Anzeigetafel  Beirut Corniche