Da sitze ich seit ein paar Wochen im Portugiesisch-Kurs und lerne Sätze wie: "Drei Tickets nach Lissabon, bitte" oder "Ich bin Fado-Sänger und natürlich Portugiese". Toll. Dabei gibt es doch so viele schönere Sätze. Zum Beispiel diese hier:
Ve-se a cruz que foi um tema, nas conquistas de alem mar.
Hoje, como antigamente. Nada temos que temer.
Belenenses para a frente!
...was so viel heißt wie...
In unserem Wappen gibt es ein Kreuz, das einst Symbol für die Eroberungen in Übersee war.
Heute, genau wie gestern, haben wir nichts zu befürchten.
Auf geht's, Belenenses!
Vasco da Gama als Nachbar
Aaaaah, wenn diese Klubhymne nicht pathetisch ist, was dann? Herrlich! Und auch irgendwie angemessen. Denn nur wenige Meter vom Belenenses-Stadion liegt Vasco da Gama begraben und befindet sich der Hafen, von dem aus Portugal einst seinen Ruf als Seefahrernation in die Welt trug.
Logisch, dass auch wir zunächst Belem - was übrigens nichts anderes als
Bethlehem heißt - in aller Ausgiebigkeit besuchten. Schon nett anzusehen. Nach einem recht fleischhaltigen Mittagessen ging es die wenigen Meter vom Tejo bergan zum Estadio do Restelo, um das Mittelfeldduell zwischen dem Ex-Meister und dem SC Freamunde zu begutachten.
Exquisite Immobilie in Top-Lage
Das Spiel: Vergessen wir's. Aber über das Stadion muss man einfach ein paar Worte mehr verlieren. Denn das 1956 eingeweihte Estadio do Restelo hat eine Lage, die vielleicht nur mit dem Inönü in Istanbul vergleichbar ist. In einen Hang gebaut, mit Blick über das weltberühmte Hieronymuskloster und den Torre de Belem bis zum Tejo - viel besser geht es nicht. Wie gut, dass die Architekten jenem Ausblick Rechnung trugen und das Stadion in einer Hufeisenform planten.
25.000 Zuschauer fasst das Stadion, das leider nur selten gut gefüllt ist. Zum heutigen Spiel kamen immerhin 2069 Fans und damit erstmals in dieser Saison mehr als 2000. Vor vier Jahren im UEFA-Cup gegen Bayern München waren es auch nur 7000. Und dennoch: Wer sich in einer fußballverrückten Stadt für die Nummer drei entscheidet, muss seinen Klub ehrlich lieben und verdient Respekt.
...und der Papst war auch schon da
Manchmal kommen aber auch ein paar Menschen mehr ins Restelo: 2000 etwa spielte Pearl Jam hier vor vollen Tribünen ein Live-Album ein. 1991 wollten geschätzte 100.000 Papst Johannes Paul II. sehen. Und die DFB-Elf hat hier 1983 auch schonmal 0:1 verloren.
Für uns ging es mit Schlusspfiff zurück zur Bahn und dann ins Zentrum Lissabons, um den eigentlichen Grund unserer Reise in Angriff zu nehmen - den Classico zwischen Benfica und dem FC Porto...
Und was für Musik wird gespielt? Pearl Jam? Oder doch die pathetische Hymne? Leider weder noch:
Die Setlist von Belenenses Lissabon:
1. BOB - Airplanes. Wie wahr: I could really use a wish right now. Eigentlich nicht mein Beute-Schema, höre ich derzeit trotzdem sehr gerne.
2. Stromae - Alors On Danse. Soll keiner sagen, er lernt hier nix: Stromae ist ein Verlan (sic!) von "Maestro". Nervig, aber auch verdammt eingängig.
3. Travie McCoy - Billionaire. Auf dem Forbes-Cover waren schon: Julian Assange, Heidi Klum, Beyonce. Wirklich ein Ziel?
4. Far east moment - Like a G6. Platz 1 in den USA, 15 in Deutschland - und doch an mir vorbei gegangen. Nach dem ersten Hören: Daumen hoch!
5. Rihanna - Only girl. Schon wieder!. Lied noch immer ok, mehr aber noch immer nicht.
6. Black Eyed Peas - The Time. Als *hüstel* bekennender Dirty-Dancing-Gucker geht DAS natürlich gar nicht :-)
Fazit: Zu viel Charts-Hörigkeit - dafür dann aber noch ne brauchbare Auswahl. Macht ne glatte 3. Zum Gesamtstand.