Bis 2009 völlig unverhofft der zweite Aufstieg innerhalb von drei Jahren gelang. Exakt 111 Jahre nach seiner Gründung im Jahr 1898 ist also endlich die große Fußballwelt auch in Boulogne angekommen.
Ein Rekord jagt den nächsten
Der Aufstieg in die Ligue 1 brachte den Klub allerdings auch ein wenig in Bedrängnis. In Windeseile musste das unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg erbaute Stade de la liberation den neuen Gegebenheiten angepasst werden. "Juin 2009: 8000 places. Aout 2009: 15.000 places" steht dann auch nicht ohne Stolz in großen Buchstaben in der Stadionzeitung. Diese Blitz-Erweiterung war allerdings nur durch die Errichtung zahlreicher kleiner und großer Stahlrohrtribünen möglich. Hübscher ist das kleine Rund, das zudem über eine störende Laufbahn verfügt, also nicht gerade geworden.
Immerhin purzeln nun die Zuschauerrekorde: 10.452 gegen Grenoble, 11.090 gegen Auxerre, 13.178 gegen Bordeaux - Zahlen, von denen Boulogne lange nur träumen konnte. Gegen den Nachbarn aus Lille ist der Trend erstmals rückläufig: "Nur" 10.272 Zuschauer, darunter etwa 600 Gäste, sehen ein sehr munteres Spiel mit vielen Toren und einem alten Bekannten: Kurz vor Schluss wird bei den Gästen Robert Vittek eingewechselt.
Lauter als am Auto-Scooter
Die Stimmung im weiten Rund ist eher mittelprächtig. Vor dem Spiel brüllen die beiden Stadion-DJs pausenlos in ihre Mikrofone und drehen den Bass bis zum Anschlag auf (s.u.), eine Unterhaltung mit dem Sitznachbarn ist nahezu unmöglich. Mit dem Anpfiff wird es dann recht ruhig im Stadion. Die beiden halbwegs aktiven Fangruppen in den Außenblöcken der Tribune Franck Ribery (!) wirken ein wenig verloren, die Gäste zeigen immerhin Geschlossenheit und lassen ab und an auch einen lauten Gesang hören. Immerhin.
Bleibt die Frage: Was für Musik wird am Ärmelkanal gespielt? Werfen wir also einen Blick auf die DJ-Ötzi-Hitmix-Wertung:
Die Setlist von US Boulogne-sur-Mer:
1. Eric Prydz - Call on me. Es beginnt, wie so oft in Frankreich, mit lauten Beats. Aber immerhin mit einem halbwegs erträglichen Stück.
2. Cascada - Evacuate the dancefloor. Ui, ganz schön aktuell die Kollegen in der Stadionregie. Jo, kann man sich anhören.
3. Puff Daddy feat. Jimmy Page - Come With Me. Fand ich früher glaub ich ganz ok. Wirkt heute irgendwie prollig, besonders im Stadion.
4. Survivor - Eye of the tiger. Wohl weltweit das am häufigsten gespielte Stadion-Lied. Ist und bleibt ein Klassiker.
5. ? - ? Viel Bass, kaum Text. Kurz: Bumm-Bumm-Bumm. Zusammen mit den beiden brüllenden Krawall-DJs wird es langsam nervig.
6. Helmut Fritz - Ca m'enerve. DER französische Sommerhit 2009 - von einem Fake-Deutschen mit kräftig deutschem Akzent! Musik? Nervt mich!
7. Pitbull - I know you want me. Nervt mich ebenfalls kolossal. Abzählreime a la "one-two-three-four, uno-dos-tres-cuatro" braucht kein Mensch.
8. ? - ? Siehe Nummer 5. Bumm Bumm, laut, Gebrüll, schrei, kreisch - meine Ohren!!!
9. Scooter - Maria (I like it loud). Döpp-Döpp-Döpp! Würde ich gerne noch viel häufiger hören. Aber nur im Borussia-Park...
10. White Stripes - Seven nation army. Wenn selbst diese Nervensägen das spielen, hat dieses Lied endgültig seinen Kultstatus verloren.
Fazit: Die Musik für sich hätte für ne bessere Note gereicht. Aber eine Stunde Bässe und dazu schreiende Typen sind unerträglich. Macht ne glatte 4*. Zum Gesamtstand.
*Auf vielfachen Wunsch eines Einzelnen habe ich meine Wertung überdacht und ein wenig nach oben korrigiert ;-)