Im kleinen Meerbusch wohnen bezogen auf die Einwohnerzahl bekanntlich die meisten Einkommens-Millionäre Deutschlands, der Großteil davon hat sich im Ortsteil Büderich mit seinen knapp 20.000 Einwohnern eingenistet. Michael Ballack, Kevin-Prince Boateng und Jermaine Jones, aber auch Verena und Franjo Pooth leben oder lebten hier.
"Zentrum für klassische Reitkunst"
Kleiner Tipp: Wer gerade 7,7 Millionen Euro Kleingeld übrig hat, kann sich ja
dieses kleine Häuschen kaufen. Ganz wichtig, siehe Objektbeschreibung: "Sie gelangen innerhalb einer Viertelstunde zur Königsallee". Sympathisch.
Wer zum schnöden Fußball will, bekommt zumindest einen Ansatz der Büdericher Selbstherrlichkeit zu sehen: Natürlich geht es an einem üppigen Golfplatz vorbei (für Interessierte: Zum Mitgliedsbeitrag von 1500 Euro kommt leider noch die jährliche "Nutzungsgebühr" in Höhe von 1945 Euro - Schnapper!), dahinter findet sich das "Zentrum für klassische Reitkunst". WTF? Und dann, tatsächlich, ein Stadion.
Selten bespieltes Rund
So, genug die Neiddebatte befeuert. Denn Büderich hat in der Tat auch für den armen Fußball-Reisenden ein lohnendes Ziel. Einziges Problem: Das Stadion am Eisenbrand wird selten genutzt, der FC Büderich kickt eigentlich immer auf einem seiner vielen Nebenplätze. Heute dagegen - das ließ ich mir extra noch vorher bestätigen - rollte der Ball im "großen" Stadion. Also hin da.
Immerhin 10.000 Zuschauer sahen hier in den 1970er-Jahren ein Gastspiel von Ajax Amsterdam, heute wird das Fassungsvermögen mal mit 5000, mal mit 6000 angegeben. Angesichts der großen Tribüne mit 1000 Sitzschalen und den vielen Stufen scheint mir diese Angabe fast ein wenig untertrieben. Gut möglich übrigens, dass hier demnächst öfter gekickt wird: Büderich hat gerade den Durchmarsch in die Oberliga perfekt gemacht, wo immerhin der KFC Uerdingen wartet.
Lieber Borussias U14 als Oberliga
Heute sind etwa 150 Zuschauer im 1965 eröffneten Rund - und verabschieden zunächst Trainer Denis Hauswald. Der 33-Jährige wird ab Sommer Trainer der U14 von, jawohl, Borussia Mönchengladbach. Kann man sich ja mal merken, den Namen. Der Abschied misslingt allerdings - trotz Halbzeitführung verliert der künftige Oberligist mit 2:3.
Meiner einer fläzt sich auf den blauen Sitzschalen, schaut seinem Sprössling beim Erklimmen der Stufen zu und genießt die wirklich leckere Bratwurst. Schön. Auf dem Rückweg hab ich dann noch kurz ein paar Villen angeschaut. Irgendwo muss das Geld ja hin.