SM Caen - Racing Straßburg 2:0 (Ligue 1, 22.12.2007)

Das Stade Michel-d'Ornano

"Adventszeit ist Spielabsage-Zeit" schrieb ich noch vor wenigen Wochen. Wie wahr, wie wahr... Denn die oben genannte Begegnung hatte leider ein Vorspiel: Tags zuvor standen wir im eiskalten Amiens vor einem dunklen Stadion - wegen Unbespielbarkeit des Platzes hatte der Schiedsrichter das anvisierte Zweitligaspiel gegen Libourne St.-Seurin abgesagt. Also schnell gehandelt, ab auf die Autobahn und zum Ersatzspiel Richtung Le Havre. Ein Sicherheitsanruf in der Heimat brachte die Erkenntnis: Auch dort wird nicht gespielt. Für Alternativen (Boulogne) war es inzwischen zu spät, also zurück nach Amiens und den Frust hinunter spülen...

Heimfans Der Samstag immerhin brachte bessere Laune. Nach ausgiebigem Sightseeing an der Normandie-Küste (mit Omaha Beach, deutschem und amerikanischem Soldatenfriedhof sowie Pont du Hoc) rollte endlich der Ball. In der Provinzhauptstadt Caen stand am Abend das Duell zweier Erstliga-Aufsteiger auf dem Programm: Gastgeber SM Caen - ausgeschrieben als "Stade Malherbe Caen Calvados Basse-Normandie" ein wahres Wortungetüm - traf auf Racing Straßburg.

"Sensationeller Zuschauerschnitt" in Caen

Stolze 20.391 Zuschauer füllten das Stade Michel-d'Ornano fast bis auf den letzten Platz und unterstrichen damit den guten Ruf der heimischen Fans. "Caen besitzt für französische, vor allem, für nordfranzösische Verhältnisse einen geradezu sensationellen Zuschauerschnitt", schrieb schon der "1000 Tipps Europacup". In der Saison 2006/07 gewannen die Anhänger sogar die von der Ligue 2 durchgeführte "Landesmeisterschaft der Zuschauerränge“ (Championnat de France des tribunes; in der Ligue 1 ging der Titel an St. Etienne). Platz blieb letztlich nur im Gästeblock, wo etwa 50 Elsässer der Kälte trotzten.

GästefansZum Einlaufen gab es auf den Tribünen eine Art Choreographie aus roten und blauen "Multifunktions-Pappen", die ein Sponsor ausgelegt hatte. Leider ließen sich diese auch zum Krachmach-Utensil umfunktionieren und sorgten über 90 Minuten für Kopfschmerzen - was waren das noch für Zeiten, als man einfach in die Hände klatschte... Der "Malherbe Normandy Kop" beschränkte sich auf Doppelhalter und Fahnen, während die Gästeseite einen kleinen Konfetti-Regen mit anschließendem Dauer-Gesang inklusive deutscher Texte ("Jetzt geht's los" - leider mit vereinzelten rechten Armen in der Höhe) bot.

Zweitschönstes Stadion Frankreichs

Zu sehen bekamen die Gäste zunächst eine forsch aufspielende Racing-Mannschaft, die sich auf dem (frostigen) Rasen zu Beginn einige hochkarätige Chancen erspielte, ehe Caen in der 40. Minute wie aus heiterem Himmel per Kopf in Führung ging. Im Anschluss war von Straßburg nichts mehr zu sehen, in der 79. Minute machte der SM per Elfmeter den Sack zu. In der Tabelle springen die Gastgeber somit auf Rang vier - in seiner zehnten Erstliga-Saison könnte sich Caen zum zweiten Mal für den Europapokal qualifizieren.

Noch ein paar Worte zum Stadion: Das Stade Michel-d'Ornano wurde 1993 mit einem Freundschaftsspiel gegen Bayern München eingeweiht. Heute ist es ein 21.500 Zuschauer fassender, kompakter und rundherum überdachter Allseater mit zwei Rängen. Ähnlichkeiten mit der Arena in Wolfsburg sind durchaus vorhanden - umso überraschender, dass das nach einem früheren Minister benannte Rund 1995 vom Fan-Blatt "Sup Mag" zur zweitschönsten Arena des Landes (hinter Paris, vor Marseille) gewählt wurde.

Heimkurve Weihnachtliche Stimmung in Caen Amerikanischer Soldatenfriedhof