Vom Vorort
Lavadores war es nicht mehr weit bis zum Estadio Balaidos, wo mir die frühe Ankunft durchaus gelegen kam: Dank der noch entspannten Parkplatzsituation fand ich einen optimalen Ort für die abendliche Weiterreise und schlenderte frohen Mutes zum Stadion, wo ich für 25 Euro am Ticketschalter zuschlug.
Celta Vigo gehört durchaus zu den bekannteren Namen im spanischen Fußball, obwohl der Klub nie einen großen Titel gewann und zuletzt auch zu einem steilen Sinkflug ansetzte. 2003/2004 noch im Achtelfinale der Champions League, stiegen die "Kelten" noch in der selben Saison ab und standen 2007 wegen finanzieller Probleme gar vor der Auflösung. Sportlich konnte der Abstieg in die dritte Liga mit viel Mühe vermieden werden, und heute sind die Himmelblauen immerhin zurück im Oberhaus.
Der Fluss muss weg
Sportliche Heimat von Celta ist seit 1928 das Estadio Balaidos, für dessen Errichtung sogar der Fluss Lagares umgeleitet wurde. Seinen Höhepunkt hatte das Stadion wohl bei der WM 1982, als das Fassungsvermögen auf gut 50.000 Zuschauer stieg und hier drei Vorrundenspiele stattfanden. Heute passen immerhin noch 31.800 hinein, doch langsam bröckelt die Fassade.
Für die erwähnte Champion-League-Saison verweigerte die UEFA dem Balaidos sogar zunächst die Zulassung. Ein Umzug nach Porto drohte, ehe doch noch Geld für eine Renovierung locker gemacht wurde.
Der Lack ist ab
Auch optisch hat sich das Balaidos seit der WM nicht viel verändert, einzig die Stehplätze sind zu Gunsten von blauen und weißen Sitzschalen verschwunden. Überragt wird das Stadion von der zweistöckigen "Tribuna", der mit viel gutem Willen ein englischer Charakter nachgesagt werden kann. Der Rest ist einstöckig und, zum Glück angesichts des anhaltenden Regens, überdacht. Doch, ein hübsches Ding.
Nur 15.000 Zuschauer sehen ein schwaches Spiel, bei dem immerhin auf den Rängen etwas los ist, allen voran sei hier der Block der "Celtarras" hervorgehoben. Vor jenem Block hängt übrigens eine Fahne des befreundeten FC St. Pauli. Auch gegenüber findet sich ein kleiner Block mit aktiven Anhängern, Gästefans sind auch nach dem 1:0 für Elche keine auszumachen.
Zu früh gefreut
Lustig wird es in der 83. Minute: Der Ball liegt nach einem Kopfball im Tor, der Stadionsprecher schreit mit voller Überzeugung sein "Goooool", die Fans tanzen, auf der Anzeigetafel steht es 1:1 - und ich frage mich, ob denn niemand die erhobene Fahne des Linienrichters gesehen hat. Nun, irgendwann dann doch, und plötzlich wird die Anzeigetafel mal eben für drei Minuten schwarz. Peinlich, peinlich.
Leicht amüsiert nehme ich somit in der 90. Minute die Beine in die Hand, sprinte die 150 Meter zum Auto, gebe Gas und bin schon neun Minuten später beim nächsten Spiel.