Energie Cottbus - Borussia 0:4 (DFB-Pokal, 17.9.98)

An dieser Stelle sei die Nordkurve, Nummer 59, zitiert:

"Donnerstags abends in Cottbus zu spielen ist sicherlich für uns Fans ein undankbarer Termin, da hierfür schon 2 Tage Urlaub geopfert werden müssen, im Falle eines Abstiegs hätten wir aber wohl an so manchem Montag reisen müssen, daher wollen wir uns mal nicht beschweren. Immerhin fanden sich ab 6 Uhr insgesamt 42 unausgeschlafene, aber wackere Fans am Gladbacher Hauptbahnhof ein, um die Fahrt in den östlichsten Osten der Republik zu wagen.

Um 6:45 ging es dann zunächst nach Düsseldorf und von dort nach kurzem Aufenthalt nach Berlin. Günstigerweise hatte Holger für diese Strecke einen Waggon für uns reserviert, so daß wir uns nicht zwischen irgendwelche Reisende setzen mußten, sondern unter uns blieben. Trotzdem verlief die 6-Stunden-Fahrt recht ruhig und wurde dazu genutzt, neue Bekanntschaften zu schließen (Gruß an Rü und Elmi von den Stubbi-Fohlen), so daß die Fahrt nach Berlin doch recht schnell vorbei ging. Hier gab es dann am Bahnhof Zoo einen etwas längeren Aufenthalt, so dass man wichtige Aufgaben wie Essen faßen und zum Klo gehen erledigen konnte.

Die letzte Etappe ging nun endlich Richtung Cottbus, welches wir 2 Stunden später, mittlerweils übrigens durch die Spreeborussen verstärkt, erreichten. Daß man hier quasi schon in Polen ist, merkt man direkt am Bahnhof, da hinter jedem Ortsnamen auch jeweils die polnische Version geschrieben steht*. Mittlerweile hatte es auch begonnen, in Strömen zu regnen, so daß die Laune unseres Häufchens eher getrübt war. Die Hoffnung, wenigstens trockenen Fußes ins Stadion zu gelangen, mußten wir dann auch schnell aufgeben, da so etwas wie eine direkte Busverbindung nicht existierte. Warum auch? So nahmen die meisten dann doch ein Taxi, welches jedoch bedingt durch unzählige Bautstellen letzten Endes genauso lange brauchte wie die Fußgänger unter uns. Tolle Sache. Immerhin wurde dieses Problem sogar am nächsten Tag in der Express gewürdigt, da dort unter "Flops" stand: "Keine Busse zum Stadion. Fans mußten teure Taxis nehmen".

Naja, wenigstens waren wir jetzt am "Stadion der Freundschaft", welches einige bereits betraten, während andere zunächst in den Kneipen verschwanden. Einige machten schon da Bekanntschaft mit den netten Cottbus-"Fans", die meinten, ihnen in den Rücken springen zu müssen. Naja, es regnete weiterhin in Strömen, was die Spreeborussen allerdings nicht von einer "Oberkörper frei"-Aktion abhielt, und das Stadion füllte sich nun mehr und mehr. In unserem Block dürften es schließlich so um die 300 gewesen sein, die unserer Borussia die Daumen drückten. Das Spiel war ein typischer Pokalfight, Borussia bestimmte das Spiel, das trotzdem beinahe noch verloren gegangen wäre, wenn da nicht ein neuer Elfmeterkiller im Tor gestanden hätte. Hervorzuheben bleibt noch die orange Rauchbombe der Cottbuser, die das ganze Stadion für 5 Minuten einnebelte.

Nach dem 4:2 war die Stimmung bei uns jedenfalls auf dem Höhepunkt, woran auch die unzähligen Glatzen, die links und rechts von unserem Block standen und ständig auf der Suche nach Ärger zu sein schienen, nichts ändern konnten. Da das Spiel mit etwas Verspätung angepfiffen wurde, drohten wir nun unseren Zug Richtung Berlin zu verpassen, was Holger jedoch nach einem Gespräch mit der Polizei verhindern konnte, da diese versprach, den Zug solange aufzuhalten. Nach dem Spiel wurden dann ca. 100 Gladbacher in einen Bus gesteckt, der dann von der Polizei per Blaulicht über rote Ampeln hinweg zum Bahnhof gebracht wurde. Und während im Bus eine Bombenstimmung herrschte, überholten wir so manchen Cottbuser, der wohl nicht ganz so glücklich wie wir war und das auch zum Ausdruck brachte. Die "gefährlichste" Situation war allerdings der Wurf eines halbvollen Bierbechers auf unseren Bus. Anstatt das Bier auszutrinken oder wenigstens für Thomas Häßler zu reservieren...

Am Bahnhof angekommen wartete dann auch, wie versprochen, unser Zug, so daß wir nur wenige Minuten nach Spielschluß bereits Cottbus wieder verlassen hatten, was wohl niemand von uns wirklich bedauerte. Zwei Stunden später waren wir dann wieder in Berlin, diesmal jedoch am Ostbahnhof. Erneut hatten wir fast eine Stunde Aufenthalt, da wir zwischen den Plattenbauten jedoch noch eine Dönerbude fanden, lohnte sich auch dieser Stopp. Irgendwann gegen 23 Uhr ging`s dann weiter, diesmal in einem "Intercity Night", der wirklich bequeme Liegesitze hatte. Trotzdem hatten wir an jedem Popelsbahnhof in Berlin einen Aufenthalt von mindestens 15 Minuten, so daß wir erst nach einer halben Ewigkeit Berlin verlassen hatten. Danach herrschte jedoch weitestgehend Ruhe in unserem Abteil, da die meisten wohl doch recht erschöpft waren und bis Duisburg durchpennten. Von hier ging`s dann endlich nach MG, welches wir, nachdem wir noch kurz Anrath huldigten, um 7.30 Uhr endlich erreicht hatten.

Insgesamt war es auf jeden Fall eine lohnende Fahrt. Mal abwarten, wohin wir in der nächsten Runde müssen. Anzumerken bleibt noch, dass man mit 300 Mann anscheinend immer noch mehr Stimmung machen kann als bei jedem Heimspiel. Aber das ist ja nichts neues...

Grüße gehen an: Elmi und Rü von den Stubbifohlen, sowie an Maurice und an Simon. Und an alle, die dabeiwaren."

*Was natürlich Schwachsinn ist, handelt es sich hierbei doch um Sorbisch. Aber damals war ich noch klein und unwissend...