FC Jazz, MTV Nebeltruppe Celle, Robotron Sömmerda - ausgefallene Vereinsnamen gibt es eine ganze Menge. Nicht ganz so kurios, aber doch ziemlich ungewöhnlich heißt bekanntlich der Verein der niederländischen Kleinstadt Deventer:
Go Ahead Eagles.
Falls also jemanden die Entstehung dieses Namens interessiert - hier kommt sie: Als der Klub 1902 gegründet wurde, war England in Sachen Fußball noch Vorbild für so ziemlich alles. Also nannten die Gründungsväter ihren Klub
Be Quick. Das taten jedoch auch andere (Be Quick 1887 aus Groningen dürfte recht bekannt sein), also musste ein neuer Name her. Und da der Adler das Wappentier der Stadt Deventer ist, führte eines zum anderen.
Ein Adler im Nest
Viermal wurde der Klub Meister (zuletzt allerdings 1933) und spielte bis 1996 immerhin erstklassig. Seither wartet das Team vergeblich auf die Rückkehr, in dieser Saison könnte es immerhin klappen. Mit dem allerdings arg schmeichelhaften Sieg gegen das Schlusslicht Emmen rückten die Eagles auf einen Play-off-Platz vor. Mal schauen, was da noch so kommt.
Die Heimstätte des Klubs heißt seit 1920 Adelaarshorst, was nun ebenfalls kein alltäglicher Name ist. Und vor allem viiiieeeel schöner als ein Sponsorenname. Und weil es so schön ist, fliegt vor Anpfiff dann natürlich auch ein Adler durch das Rund. Hübsch. Die vier überdachten Sitzplatztribünen bieten nur noch 6700 Zuschauern Platz, gegen Emmen kommen sehr gute 5654 Fans, davon etwa 50 Gäste. Insgesamt eine feine, kleine, kompakte Anlage, die im Gegensatz zu den Heimstätten vieler Ligakonkurrenten zumindest ein wenig Charme hat.
Spiel schwach, Stimmung ordentlich, Polizei eifrig
Für 16 Euro gibt es problemlos ein Ticket, weder Klubkarte noch Ausweis müssen vorgezeigt werden. Nachdem vor der Heimkurve, in der erfreulicherweise ein Block noch über Stehplätze verfügt, ein wenig Rauch aufsteigt, entwickelt sich ein schwachen Spiel, in dem auch die anfangs ordentliche Stimmung immer mehr nachlässt. Erst als der Sieg klar ist und damit der Aufstieg zumindest theoretisch möglich, wird es wieder lauter.
Für uns geht es nach Schlusspfiff auf schnellstem Wege heim, wobei der neue Autobahnabschnitt bei Venlo einige Minuten spart. Die Freude über die Abkürzung währt jedoch nur kurz, geraten wir doch in das Visier der Drogenfahnder. Immerhin glauben uns die Herren irgendwann, dass wir "nur" für ein dröges Zweitligaspiel in die Niederlande gefahren sind und lassen uns ziehen. Vielen Dank auch.
Bleibt der Blick auf die Stadion-Musik. Die Eagles? Pur mit "Adler sollen fliegen"? Mal schauen...
Die Setlist der Go Ahead Eagles:
1. Hermes House Band - I will survive. Ein denkbar schlechter Auftakt. Holland ohne diese Grütze geht wohl nicht?
2. Bob Marley - No woman, no cry. Na also! Groß! Holland ohne Kiffer geht eben auch nichts :-)
3. Eddie Grant - Gimme Hope Jo'anna. Und der nächste große Song hinterher. Jo'anna meint, wisst ihr natürlich, nichts anderes als Johannesburg.
4. Culture Club - Karma Chameleon. Ein Lied über das Einschleimen. Schönes Thema. Und auch ganz nett anzuhören.
5. Jessie J - Price Tag. War bei den Brit Awards als beste Single nominiert. Hat verloren. Zum Glück.
6. Juanes - La camisa negra. Noch ein politischer Song, wenn auch eher unfreiwillig. Davon mal abgesehen ganz ok.
7. Bellini - Samba De Janeiro. Hab ich was verpasst, oder warum wird der Song zum zweiten Mal in zwei Wochen gespielt? Schund.
8. Jaman - Eagles. Pro: Eigene (!) Vereinssongs sind immer zu befürworten. Contra: Gut sind sie deswegen noch lange nicht...
9. Pet Shop Boys - Go west. Einmal, nur einmal möchte ich ein anderes Lied der großartigen Pet Shop Boys im Stadion hören.
Fazit: Von Schrott bis Kult war alles dabei. Macht ne 3+. Trotz Hermes House Band! Zum Gesamtstand.