Langsam, ganz langsam kehrt ein Hauch von Normalität in den Fußball zurück. Nur ein Hauch, klar, aber immerhin. Frankreich zum Beispiel erlaubt eine von der Stadionkapazität abhänige Anzahl an Fans, und so stand heute für mich endlich, endlich das erste Pflichtspiel seit Corona an.
Ziel war die USL Dünkirchen, die heute ihr erstes Zweitliga-Heimspiel seit 26 Jahren bestritt. Zugelassen waren 1368 Zuschauer, was ein wenig die Ticketfrage erschwerte. Dauerkarten-Inhaber hatten ein Vorrecht, und am Mittwoch vor dem Spiel durfte auch der Rest online sein Glück versuchen. Um 14.30 öffnete der Shop, um 14.31 Uhr hatte ich zwei Tickets a 10 Euro erworben, und um 14.32 Uhr war das Spiel ausverkauft. Glück gehabt.
In zwei Minuten ausverkauft
Los ging es schon am Freitag zu einem langen, schönen Abend an der niederländischen Nordsee und dann am Samstag entlang der belgischen Küste bis Dünkirchen. Die Stadt ist freilich durch die kürzlich mal wieder verfilmte Schlacht bekannt, weniger aber durch Fußball. Dabei verfügt der Klub über einen der schönsten Leitsprüche der Fußballwelt, wie ich finde: "Gegen Wind und Gezeiten".
Ansonsten kann der Klub für sich beanspruchen, einst den zehn Jahe alten Didier Drogba in seinen Reihen gehabt zu haben und, natürlich, für das Bosman-Urteil verantwortlich zu sein. 1990 war es, als Dünkirchen sich weigerte, Geld für den gerade vertraglosen Jean-Marc Bosman an den RFC Lüttich zu zahlen. Der Fall landete vor Gericht, der Rest ist Geschichte.
Zurück in Liga zwei
Und sportlich? Zur ersten Liga reichte es nie, von 1966 bis 1996 spielte die USL aber immerhin ohne Unterbrechung zweitklassig. Danach ging es einmal runter bis in Liga 5, und nun also wieder zurück in die Ligue 2.
Passend dazu wird das 1933 eröffnete Stade Marcel-Tribut gerade um-, oder besser sogar neu gebaut. Die Hälfte ist immerhin fertig, die Kapazität wird am Ende bei etwa 5000 liegen, und das Ganze sieht von außen wie innen mit den geschwungenen Tribünen eigentlich ganz nett aus.
Maskenpflicht und freie Plätze
Vorgeschrieben war eigentlich ein Einlass nach Block - für unsere Sektion war "18.45 Uhr" auf das Ticket gedruckt, also 15 Minuten vor Anstoß. In der Praxis interessierte das freilich niemanden, und um 18.15 Uhr saßen wir schon auf unseren Plätzen. Wie vorgeschrieben mit Maske und einem freien Sitz zwischen uns - jede zweite Schale war mit einem Hinweis versehen, hier bitte nicht seinen Allerwertesten zu positionieren. Auch das wurde im Laufe des Spiels nicht wirklich kontrolliert, viele Bekannte rutschten ob der besseren Kommunikation einfach zusammen.
Für den kleinen Fanblock hinter dem Tor galt das natürlich gar nicht, hier standen die etwa 150 Supporter kreuz und quer und sangen fast 90 Minuten durch - ohne Maske, versteht sich. Bezeichnend (und ein wenig peinlich) übrigens, dass wir die Jungs zunächst für den Gästeblock hielten. Jaja, man merkt, dass auch wir ein wenig raus sind aus der Thematik. Hüstel hüstel.
"Regen-Schlacht von Dünkirchen"
Das Spiel war bei immer stärkerem Niederschlag (Wäre die Überschrift "Regen-Schlacht von Dünkirchen" politisch noch vertretbar?) ziemlich schwach, und am Ende hieß es 1:1. Dünkirchen hat als Aufsteiger somit vier Punkte aus zwei Spielen, geht schlechter. Für uns hieß es unmittelbar nach dem Spiel noch zurück in die Heimat zu düsen, was angesichts der kurzen Vornacht zum Ende hin ein hartes Stück Arbeit wurde.
Aber was tut man nicht alles für das lang ersehnte erste Pflichtspiel seit.... ach, viel zu lange.