Wer nach der ältesten Fußball-Tribüne Deutschlands sucht, erhält im Netz ziemlich viele verschiedene Antworten. Die - wohl - korrekte Lösung liefert das großartige Buch "Es war einmal ein Stadion". Dort heißt es auf Seite 160:

"Die älteste für den Fußball errichtete und nach wie vor vorhandene Holztribüne steht in der Westkampfbahn in Düren im Rheinland. Wobei die dortige Presse fälschlicherweise die Bauten von Viktoria Aschaffenburg (zerstört) und des SC Victoria Hamburg (1921 abgebrannt) für noch älter hielt."

Wäre das auch geklärt. Satte 103 Jahre hat die am 9. August 1914 eröffnete Tribüne bereits auf dem Buckel. Aufmerksamen Lesern wird das Datum auffallen: Nur wenige Tage zuvor war der erste Weltkrieg ausgebrochen, die Feier fand daher in kleinerem Rahmen und ohne den bereits angekündigten finnischen Speerwurf-Olympiasieger Juho Saaristo statt. Aber die Tribüne stand, und das tut sie bis heute.

Vor dem Verfall gerettet

Zwei Weltkriege hat die nach englischem Vorbild errichtete Tribüne überlebt und auch eine Phase, in der sie langsam verfiel und das Betreten verboten war. Besonders das Holzdach begann zu faulen.

Welch Glück, dass sich ein paar Geldgeber fanden und ab 2010 eine gründliche Renovierung in die Wege geleitet wurde. Heute glänzt die 25 Meter lange Tribüne fast schon ein wenig zu neu, ist und bleibt aber architektonisch ein echter Hingucker. Ein bisschen stört einzig die an der Seite unter dem Dach angebracht Werbung. Allerdings hatte jene Firma einen beträchtlichen Anteil an der Renovierung, die Tribüne heißt nach diesem Gönner heute sogar Helmut von den Hoff-Tribüne - also Schwamm drüber.

Neben (und vor!) der Tribüne finden sich auch ein paar zum Teil begrünte Stufen, gegenüber ein kleiner Graswall, die Kapazität der rundum gelungenen Anlage beträgt somit 6000. Einst lag diese sogar bei 15.000 und wurde einmal voll ausgeschöpft: Am 2. August 1954 schaute der 1. FC Kaiserslautern mit seinen fünf frischgebackenen Weltmeistern im DFB-Pokal vorbei und gewann 5:2. Von solchen Tagen ist der heutige Landesligist SG GFC Düren 99 freilich weit entfernt, auch wenn es echte Pokalfights noch immer gibt - so wie heute gegen den Bezirksligisten Germania Lich-Steinstraß. Was war das denn bitte für ein Spiel?

Wer wie ich als Kind in der Zeitung Fußball-Schemata verschlungen (jaja...) und sich dabei in seinem Kopf packende Spiele vorgestellt hat, wird an Folgendem seine Freude haben:

1:0 (9.)
1:1 (11.)
2:1 (18.)
2:2 (30.)
3:2 (45.)
4:2 (51.)
4:3 (56.)
4:4 (62.)
4:5 (65.)
4:6 (81.)
5:6 (88.)

Kann man mal so machen. Die 100 Zuschauer, von denen überraschend viele dem Gast die Daumen drückten, erhielten für ihre vier Euro jedenfalls beste Unterhaltung.

Und das alles auf der ältesten Fußball-Tribüne Deutschlands.