"All I want for Christmas is a Dukla Prague away kit", sang die Band "Half Man Half Biscuit" 1986. Das dürfte wohl so ziemlich der fetteste Songtitel der Musik-Geschichte sein. Neben "Bonbon aus Wurst" von Helge Schneider und "Is That A Fish On Your Shoulder Or Are You Just Pleased To See Me?" von The Chrysanthemums vielleicht.
Warum gerade Dukla Prag? Songschreiber Nigel Blackwell erklärte die ungewöhnliche Wahl einst mit dem "mythischen" Klang des Vereins. "The song was written to celebrate the name of one of those mysterious European football teams who popped up against our British sides every now and again", sagte er. Reinhören lohnt sich jedenfalls!
Rückkehr aus Liga sechs
Streng genommen ist das heutige Dukla Prag allerdings nicht der berühmte Armeeklub von früher - der "Rechtsnachfolger" von Dukla ist nämlich der 1. FK Pribram. Aber das interessiert rund um das Stadion Juliska natürlich niemanden. Genau genommen feiert hier jeder die Auferstehung des einstigen Serienmeisters, der nach der Wende kollabierte und 2003/2004 in der sechsten Liga spielte - vor nur noch 50 bis 100 Zuschauern.
Diese Zeiten sind zum Glück vorbei, seit 2011 ist Dukla wieder erstklassig, und zum heutigen "kleinen" Derby gegen die Bohemians kommen sogar 5127 Zuschauer - wobei gut ein Drittel davon den Gästen die Daumen drückt. Deren Historie ist bekanntlich noch verworrener als die von Dukla, gab es doch lange Zeit zwei Bohemians. Aber das ist eine andere Geschichte.
Stadium with a view
Das 1960 eröffnete Stadion Juliska besticht vor allem durch seine Lage. Wer den Eingang über die wuchtige Haupttribüne wählt, wird mit einem grandiosen Ausblick belohnt. Die wenigen Stufen auf der anderen Seite des Rasens liegen gefühlt zwei Etagen tiefer und einen halben Kilometer entfernt. Die offizielle Kapazität liegt bei 8150 Zuschauern, wobei dies der Zahl der Sitzschalen entspricht. Keine Ahnung, warum die Stufen nicht mitgezählt werden - auch wir werden kurz vor Anstoß aufgefordert, auf die Tribüne zu wechseln.
Die Stimmung ist okay, mehr aber auch nicht. Schön auch, dass mir in Carsten und Hannes zufällig zwei weitere Fußball-Reisende über den Weg laufen und für äußerst unterhaltsame 90 Minuten sorgen. Alles in allem also ein lohnender Ausflug nach Prag. Das Dukla-Auswärtstrikot wünsche ich mir trotzdem nicht zu Weihnachten.