EM 2016 in Frankreich (3. Juni bis 11. Juli)

Pariser Prinzenpark

Vorweg: Nein, auch dieses Turnier hatte nichts mit Hopping zu tun, daher gibt es erneut nur einen Text in aller gebotenen Kürze. Für exakt 38 Tage schlug ich meine Zelte vor allem in Paris auf, ganz schön lang war's...

EM-Eröfnungsspiel im Nationalstadion in Warschau
Fangen wir ganz antizyklisch einfach mal mit einem Fazit an. Hier also meine drei Tops und drei Flops der EM:

TOPS
1. Will Grigg's on Fire! Absoluter Ohrwurm, egal ob im Stadion, der U-Bahn oder nachts im Hotelflur. Der Soundtrack der EM
2. Die EM! Als aktiver Fußball-Fan "muss" man die EM ja heutzutage als Kommerzkacke verteufeln und im gleichen Atemzug den Amateurfußball preisen. Ich halte dagegen. Allem überflüssigen Mist zum Trotz war es ein Fest, 10.000 Waliser in den Gassen von Lyon singen zu hören oder auch nachts beim Bier im Freien zu sitzen und Menschenmassen zu sehen, die einfach nur eine gute Zeit hatten.
3. Paris. Einfach eine gute Stadt, in jeden Viertel, in jeder Straße.

Der Prinzenpark
FLOPS
1. Das Wetter. Dicker Pulli im französischen Sommer, das muss nun wirklich nicht sein.
2. FC-Selbstdarsteller. Die Kölner mit Hut, die bei jedem Deutschland-Spiel wie selbstverständlich den Platz hinterm Tor für sich beanspruchten und ständig mit Köln- statt Deutschland-Fahnen wedelten, waren einfach nur sinnlos.
3. Zaunfahnen. Nicht neu, aber immer wieder ärgerlich: Deutsche Zaunfahnen am Fanblock anderer Mannschaften. 50 Wales-Fahnen, aber mittendrin xy auf Tour. Wie aufmerksamkeitsgeil kann man sein?

Jetzt aber mal los :-)

Rumänien - Schweiz 1:1 (Vorrunde in Paris, 15.6.2016)

Den Auftakt machte der Prinzenpark, wo früher einmal die Hütte brannte, inzwischen aber bekanntlich Katar das Sagen hat. Heute gab es immerhin ein auch aus Borussia-Sicht interessantes Spiel mit Granit Xhaka und Yann Sommer auf dem Rasen. Am Ende wurde es leider eine der schwächsten EM-Begegnungen, das war teilweise schon sehr zäh.

EM in Paris
Insgesamt 43.576 Zuschauer waren anwesend, wobei wohl ein paar mehr Eidgenossen als Rumänen dagewesen sein werden. Zumindest am Anfang war die Stimmung auch noch recht ansehnlich, ließ dann aber immer weiter nach. Schade eigentlich. Nach Rumäniens Führung waren sogar ein paar Bengalos zu sehen. Also dann, abhaken und zurück in die Stadt, die übrigens zu EM-Beginn vom Müllbergen verstopft war. Streiken ist bei unseren Nachbarn eben ein weit verbreitetes Hobby...

Wales - Nordirland 1:0 (Achtelfinale in Paris, 25.6.2016)

Zehn Tage später, wieder Prinzenpark, und wieder ein Kackspiel - zumindest auf dem Rasen. Auf den Rängen dagegen war es wohl eine der besten Begegungen der EM. Beiden Seiten waren mit dem Überstehen der Gruppenphase schon zufrieden und sangen sich die Kehle aus dem Leib. Ich sag nur: Nanananananana nanana nana!

Germany
Schade nur, dass a) Will Grigg nicht eingewechselt wurde. Hätte zu gerne die Nordiren ausrasten sehen, und b) der Stadion-DJ wenig Fingerspitzengefühl bewies. In der Halbzeitpause sangen die Nordiren 10 Minuten gegen die Disco-Mucke vom Band an, am Ende gaben sie auf. Schade. Kurz vor Schluss war es bezeichnenderweise ein Eigentor, der diesen müden Kick vor 44.342 Zuschauern entschied.

Deutschland - Italien 6:5 i.E. (Viertelfinale in Bordeaux, 2.7.2016)

Fast 600 Kilometer sind es von Paris nach Bordeaux, und was macht die französische Bahn? Reißt die Strecke in drei Stunden ab, ohne Zwischenhalt. Und das pünktlich auf die Minute. Hallo DB, merkt ihr was?

Heute gab es sogar die DFB-Elf zu sehen, der Gegner hieß Italien, da wurden doch glatt Erinnerungen an 2012 wach. Diesmal ging vor 38.764 Zuschauern aber alles gut, wenn auch in einer Nervenschlacht. Besonders hübsch übrigens, als nach einer Reihe unnötiger Aktionen doch tatsächlich der deutsche Fanblock "Scheiß Italiener" sang und prompt im Netz ein Sturm der Entrüstung losbrach. Himmel hilf. Schon mal in einem Bundesliga-Stadion gewesen?

Stadion Bordeaux
Apropos Stadion: Das Grand Stade de Bordeaux, im Liga-Betrieb "Stade Matmut-Atlantique" genannt, öffnete im Mai 2015 seine Pforten. Der Neubau ist vor allem von außen richtig interessant, ein "Wald aus Säulen" und eine offene Treppe locken die Zuschauer an. Insgesamt ist das Stadion von "klaren geometrischen Formen" geprägt, wie die Architekten betonen. Schade nur, dass die Arena ziemlich weit vom Stadtzentrum entfernt in einem gesichtslosen Gewerbegebiet steht.

Portugal - Wales 2:0 (Halbfinale in Lyon, 6.7.2010)

Kurz zurück nach Paris, und dann ratz-fatz mit dem TGV weiter nach Lyon zum letzten EM-Spiel. Etwas überraschend mit walisischer Beteiligung, die hübsche Innenstadt war voll mit Menschen. Und alle sangen "Please don't take me home / I just don't want to go to work". Genial.

Stadion in Lyon
Auch in Lyon steht ein Neubau, der im Januar 2016 das Stade Gerland ablöste. Der Parc Olympique Lyonnais oder auch das Stade des Lumieres liegt noch mehr am Arsch der Welt als der Kollege in Bordeaux. Genau genommen sogar nicht mal mehr in Lyon, sondern in der Nachbargemiende Décines... Fast 60.000 Menschen passen in das drittgrößte Stadion des Landes, heute durften exakt 55.679 Zuschauer kommen.

Vor Anpfiff lief etwas überraschend Smells like Teen Spirit, kann man bei einer EM ja durchaus mal erwähnen. Mit Anpfiff sangen dann nur noch die Waliser, und wie. Zum ganz großen Coup reichte es zwar nicht, da hatte ein gewisser Cristiano Ronaldo etwas gegen, aber zufrieden war die rote Meute dennoch - und ließ zehn Minuten nach Spielende einfach mal die Nationalhymne erklingen. Groß.

Und das war sie dann auch "schon" wieder, die EM 2016. Am Ende war dann doch alles gar nicht so schlimm, wie vorher gedacht. Merci.

Lyon Streik Sacre Coeur