FC Empoli - AC Mantova 1:1 (Serie B, 20.12.2008)

Das Stadio Carlo Castellani in Empoli

Ganz nett, aber nicht hübsch genug: Die Stadt Empoli hat das gleiche Problem wie der heimische FC. Wer attraktive Städte wie Pisa, Florenz oder Siena und deren erfolgreiche Klubs nur einen Steinwurf von sich entfernt hat, kann sich so herausputzen wie er will: Er steht doch stets im Schatten der Nachbarn.

Haupttribüne im Stadio Carlo Castellani
Und so verirren sich ebenso selten Touristen in das gemütliche Empoli wie Zuschauer ins Stadio Carlo Castellani: Magere 4556 beträgt der Schnitt, ohne das Derby gegen Pisa (7675) sähe die Bilanz sogar noch schlechter aus. Gegen Mantova greift der Verein daher zu einer ungewöhnlichen Maßnahme und gewährt allen unter 14-Jährigen freien Eintritt. Das Ergebnis: Ganze 3764 Zuschauer. Und das mitten im Aufstiegskampf.

Maradona in Jung

Vielleicht liegt das Desinteresse der Tifosi auch daran, dass der FC bis vor Kurzem noch selber eine große Nummer war im italienischen Fußball: Noch 2006/07 errang der Klub in der Serie A einen hervorragenden siebten Tabellenplatz und qualifizierte sich für den UEFA-Pokal. Nur zwei Jahre später kicken die "Azzurri" eine Klasse tiefer.

Wirkliche Atmosphäre kommt in dem 19.847 Zuschauer fassenden Stadion somit nie auf, auch die 50 mitgereisten Gäste können daran nichts ändern. Auch das Spiel beginnt recht träge, einzig ein Mann weckt Interesse: Empolis Ighli Vannucchi trägt auf seinem dunkelblauen Trikot die Nummer 10, hat dunkles lockiges Haar, einen Bauchansatz und tanzt im Mittelfeld einen Gegner nach dem anderen aus. Auch wenn ich hier Gotteslästerung betreibe: Ein ganz klein wenig erinnerte der Herr an einen gewissen Diego Maradona. Irgendwie überrascht es also nicht, als der gute Mann in der 35. Minute mit Rot vom Platz fliegt...

Fans des FC Empoli
Nur fünf Minuten später folgt die Strafe, die bis dahin passiven Gäste gehen durch einen Distanzschuss in Führung und wittern Morgenluft beim Tabellenzweiten (---> Highlights). Die Führung hält immerhin bis zehn Minuten vor Schluss, dann gelingt den Hausherren der Ausgleich und ein verdienter Punktgewinn, der für eine kuriose Tabellensituation sorgt: Nach 19 Spieltagen liegen in der Serie B nicht weniger als sechs Mannschaften punktgleich an der Spitze.

Zwei große und viele kleine Tribünen

Das Stadio Carlo Castellani wurde 1965 eröffnet und ist nach dem Rekordtorschützen des Vereins benannt. 1944 starb Carlo Castellani im Konzentrationslager Mauthausen (bei Linz), am Stadioneingang erinnert eine Gedenktafel an das Schicksal des Torjägers.

Während Haupttribüne und die erst kürzlich überdachte Gegengerade durchaus ein harmonisches Bild abgeben, wirkt die Bebauung der Hintertorseite etwas unpassend: Hinter einem Tor finden sich drei, auf der anderen Seite sogar vier freistehende Tribünen. Zusammen mit der Laufbahn wirkt das Rund somit weniger wie ein Fußballstadion als eine Leichtathletikarena. Oder, anders ausgedrückt: Ganz nett. Aber nicht hübsch genug...

Das Stadio Carlo CastellaniTifosi vom AC Mantova in EmpoliAußensansicht des Carlo Castellani