1. FC Kaiserslautern - Borussia 3:0 (26.03.06)

Leere Stehplätze zu Beginn der zweiten Halbzeit Schlag nach im Lexikon unter M: "Unter Masochismus versteht man die Neigung eines Menschen Lust zu empfinden, wenn ihm Schmerz oder Demütigungen zugefügt werden". Wer sich hier angesprochen fühlt, sollte entweder seine sexuellen Neigungen überdenken oder ist Fan von Borussia Mönchengladbach. Wie sonst ist es zu erklären, dass an einem Sonntagabend wieder einmal etwa 4000 Fans den Weg nach Kaiserslautern auf sich nahmen, obwohl das - schmerzende - Ergebnis schon vorher bekannt war?

Man könnte es sich leicht machen an dieser Stelle und einfach Sätze aus alten Auswärtsberichten klauen. Genau genommen reicht ein Blick zwei Wochen zurück. "Manches im Leben ändert sich nie. Borussias Auswärtsauftritte gehören scheinbar dazu", hieß es etwa zum 0:3 in Mainz. Auch die Aussage "Es wäre theoretisch möglich gewesen, in Führung zu gehen" traf auf die Partie in Kaiserslautern zu. Denn tatsächlich spielte Borussia am Betzenberg 30 Minuten anständigen Fußball und weckte Hoffnungen auf mehr.

Ein leichtsinniger Fehler, wie sich einmal mehr herausstellen sollte. Schlafmützigkeit in der Abwehr ermöglichte dem FCK einen Doppelschlag und damit den schnellen und vorzeitigen Todesstoß. Der Borussia-Anhang reagierte zunächst mit Sprachlosigkeit, dann mit Wut und schließlich mit Liebesentzug. Wohl weil lange eine Auswärtsniederlage nach der anderen tatenlos hingenommen wurde, setzten viele Fans zumindest ein kleines Zeichen und blieben die ersten zehn Minuten der 2. Halbzeit am Bierstand. Ein zur Hälfte leerer Stehplatzblock war die Folge.

Ob die Mannschaft dies registriert hat, bleibt zu bezweifeln. Eine Reaktion auf dem Platz blieb jedenfalls aus, am Ende fügten sich die Spieler ohne große Gegenwehr ihrem Schicksal. Ein Großteil der mitgereisten Fans reagierte ähnlich und verabschiedete sich nach dem dritten Tor in Richtung Parkplatz. Eine weise Entscheidung.