Ein Freund von Testspielen bin ich nicht gerade, einer des FC auch eher weniger, aber heute waren die Argumente für einen Abstecher nach Frechen einfach zu gut. Vor allem der gar nicht mal so kleine Kurt-Bonhoff-Sportpark zog mich an, da Mittelrheinligist Frechen 20 in der Regel nur auf dem Nebenplatz spielt. Also: Hin da.
Preise wie in der Bundesliga
Zwar schien die Sonne, doch wie befürchtet war nicht alles rosig an diesem Nachmittag. Das fing schon an der Kasse an. 15 Euro für einen Stehplatz? Bei einem sinnlosen Test? Sagt mal, geht's noch? Meine Frage nach einer Ermäßigung (für freche Forderungen wie diese steckt noch mein 2004 abgelaufener Studentenausweis im Portemonnaie) wurde mit einem kühlen Lächeln beantwortet: "Gibt's nicht." Nee, das gibt es wirklich nicht. Dreist!
Es blieb wenig erfreulich, wurden die 45 Minuten bis zum Anstoß doch a) von Karnevalsmusik (siehe unten) und b) einem nervtötenden Stadionsprecher begleitet. Letzterer schien leider zu glauben, dass eine Zehn-Sekunden-Spanne ohne sein Gesabbel nicht möglich sei. Der Anpfiff war beinahe eine Erlösung. Immerhin: Meine Befürchtung, von seltsamen FC-Fans umgeben zu sein, erfüllte sich nicht, vielmehr standen sogar höchst vernünftige Leute um mich herum. Manchmal ist es auch schön, wenn Vorurteile nicht bestätigt werden.
Dach weg, Stufen weg
4020 Zuschauer sorgten für eine beachtliche Kulisse, die meisten dürften auch wegen des neuen FC-Trainers Achim Beierlorzer gekommen sein, und zur Belohnung gab es ein muntereres Spielchen mit vielen, teilweise schönen Toren. Kurz vor Schluss durften auch die "Zwanziger" noch ein Törchen erzielen, breites Grinsen rundherum also.
Eigentlicher Grund meiner Anreise war wie erwähnt das Stadion. Der Kurt-Bonhoff-Sportpark verfügte einst über eine Kapazität von 12.000 Plätzen, inzwischen sind in den Kurven aber nur noch Graswälle vorhanden, sodass noch etwa 7500 Menschen in die noch immer sehenswerte Anlage passen. Leider musste 2009 das Tribünendach aus den 50er Jahren wegen Einsturzgefahr abgerissen werden, was natürlich ein wenig schade ist. Das Marathontor (durch das die FC-Spieler mit einem Auto bis direkt an den Spielfeldrand gebracht werden...) ist immerhin erhalten geblieben. Ach so: Kurt Bonhoff ist ehemaliger Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Frechen, 2004 wurde der Sportpark An den Sieben Bäumen ihm zu Ehren umbenannt.
Bleibt der Blick auf die Stadionmusik. Wie erwähnt brauchten Nicht-Kölsche Jongens starke Nerven.
Die Setlist der SpVg Frechen 20:
1. Paveier - Leev Marie. Wahrscheinlich ist das falsch, aber für mich ich das alles Karnevalsmusik. Alles. Und momentan ist Juli.
2. Höhner - Der liebe Gott weiß, dass ich kein Engel bin. Täätää, täätää, Humba. Ufftata. Ganz ehrlich: Wer hört so was in seiner Freizeit?
3. Klüngelköpp - Mir sin jedäuf met 4711. Weiter geht's. Diesmal taucht das Wort "Dom" erst in der vierten Zeile auf. Was war los, Jungs?
4. Colör - Kölsche Jong. Wichtigste Zeile in diesem epochalen Meisterwerk: "Lalala la lala lala lala - lala lala lala". Helau.
5. Brings - Poppe, Kaate, Danze. Hihi, der hat "poppen" gesungen. Auf Karnevalssitzungen bestimmt ein Mega-Brüller. Tätää.
6. Höhner - Viva Colonia. "Dom" ist diesmal erst das sechste Wort. Respekt! Aber, okay: Wäre ich irgendwie neutral, würde ich dieses Lied sogar, hmm, bei FC-Spielen als "angebracht" bezeichnen.
7. Höhner - Mer stonn zo dir FC Kölle. Auch hier kann ich durchaus über meinen Schatten springen und sagen: Ja, bei FC-Spielen kann man das mal machen.
Fazit: Also: Als kürzlich in Zons derartige "Musik" gespielt wurde, ließ ich angesichts des Datums (11.11.) Milde walten. Aber heute? Am 5. Juli? Was soll das? Für mich als Nicht-Kölner (An alle Kölner: Sorry - oder besser: "Exküs") ist das ganz, ganz nah an DJ Ötzi. Macht daher ne 5-. Zum Gesamtstand.