FSV Frankfurt - Hessen Kassel 0:1 (Oberliga Hessen, 25.05.06)

Das Endspiel naht! Was für ein Finale in der Oberliga Hessen! 33 Spieltage lang führte der FSV Frankfurt die Tabelle souverän an, wies zeitweise zwölf Punkte Vorsprung auf Verfolger Hessen Kassel auf. Eine Runde vor Schluss hatten sich die "Löwen" jedoch bis auf drei Zähler herangekämpft und damit die Chance, mit einem Sieg in Frankfurt den Aufstieg in die Regionalliga perfekt zu machen.

"Das Endspiel" titelte dann auch die FSV-Homepage, die Stadionzeitung sprach vom "Grande Finale", der Verein erwartete 10.000 Zuschauer. Am Ende kamen wegen des strömenden Regens zwar "nur" 8000, damit passierten aber immer noch mehr Menschen die Stadiontore des Bornheimer Hangs als in den vorherigen 16 Heimspielen zusammen! Die Hälfte der anwesenden Fans drückte dem Gast aus Kassel die Daumen und sorgte vor dem Anpfiff in der vollbesetzten Kurve für echte Endspiel-Athmosphäre.

Zum Auftakt boten beide Fangruppen zwei Blockfahnen (s. Fotos), dazu kleine Schwenkfahnen (FSV) bzw. rote und weiße Papptafeln (KSV). Mit Beginn der Partie war beiden Fangruppen die Anspannung anzumerken: Besonders bei den Hausherren, aber auch bei den Gästen schien das Nägelkauen einen lautstarken Support zu verhindern. Ihre Botschaften schickten die FSV-Fans stattdessen per Spruchband ("Mit Lok und Homburg eingelassen - Euer Stumpfsinn, nicht zu fassen", "Das Füttern der Affen ist verboten", "Im Internet kann jeder brillieren") Richtung Gegenseite.

Bauer öffnet das Tor zur Regionalliga

Das Spiel bot schließlich die erwartete Spannung. Im ersten Durchgang hatte Frankfurt mehr vom Spiel, scheiterte jedoch mehrfach an Ex-RWO-Keeper Oliver Adler. Gleich zu Beginn der zweiten Hälfte nahm Oberliga-Torschützenkönig Thorsten Bauer Maß und brachte Kassel in Führung - erstmals in dieser Saison standen die "Löwen" plötzlich auf Platz 1. Naturgemäß warfen die Hausherren mit zunehmender Spieldauer alles nach vorne, holten die Brechstange heraus und kamen auch zu mehreren Chancen: Oliver Adler hielt jedoch den Kasseler Aufstieg fest und sorgte somit für ausgelassene Jubelszenen nach dem Schlusspfiff. Nach dem Neuanfang 1998 in der Kreisliga A ist Hessen Kassel endgültig zurück auf der deutschen Fußball-Landkarte.

Das Stadion am Bornheimer Hang atmet mit seiner wuchtigen Haupttribüne und den aufgeschütteten Stehrängen noch den Charme der frühen 50er Jahre. Leider nicht mehr lange: Schon in der Sommerpause sollen die Umbauarbeiten mit dem Ziel einer "regionalligatauglichen Fußballarena" beginnen, wobei auch das Spielfeld um vier Meter verlegt werden und der ganze Brimborium mit VIP-Plätzen etc. entstehen soll. Ein weiterer Ort für Fußball-Nostalgiker nimmt seinen Hut.

P.S. Zum Abschluss noch ein Zitat aus der Stadionzeitung. Unter der Überschrift "Ein Grillfest für den Freundeskreis" heißt es dort: "Bevor es kulinarische Leckerbissen gab, verwöhnte das Team von Trainer Tomas Oral die Gäste auf dem Fußballplatz". Was könnte die deutsche Sprache ohne Großschreibung lustig sein... Intro in der vollbesetzten Gästekurve Blockfahne der FSV-Fans Aufstiegs-Jubel bei Hessen Kassel