Germania Teveren, das klingt nach tiefster Provinz. Ist es auch. Und doch gibt es zwei herrliche Geschichten über das Heidestadion zu erzählen, vom Waterloo eines Ex-Erstligisten und einem Tor des Monats eines ganz Großen.
Fortunas Tiefpunkt
Geschichte Nummer eins: Erwähnt man gegenüber älteren Fans von Fortuna Düsseldorf das Wort "Teveren", bricht noch immer der Angstschweiß aus. 1993 war es, die Fortuna war zweimal in Folge abgestiegen und Teveren gerade auf-, als beide Klubs tatsächlich in einem Punktspiel aufeinander trafen. Das alleine war schon eine Beleidigung für die Fortuna, und wie ging das Spiel aus? 3:0 für Teveren, für viele Fortunen bis heute der Tiefpunkt ihrer Fankarriere.
7000 Zuschauer füllten damals das Heidestadion bis auf den letzten Platz, 5000 aus Düsseldorf, und die Legende will es, dass ein afrikanischer Spieler der Germania sein erstes Spiel für Teveren absolvierte und all die Menschen für Teveren-Fans hielt. Das mag stark vereinfacht sein, aber egal. Als jener Mann jedenfalls das 3:0 schoss, lief er zu den vielen rot-weißen Menschen und wollte sich feiern lassen. Nun, klappte nicht so ganz, zum Glück zielten die Fortunen nicht so genau mit dem, was sie alles warfen.
Tor des Monats in Teveren
Die zweite Geschichte spielt drei Jahre früher, im August 1990. Das Heidestadion war wieder ausverkauft, es spielten ehemalige WM-Teilnehmer aus Deutschland gegen solche aus den nahen Niederlanden. Und was macht Klaus Fischer, immerhin schon 41 Jahre alt? Das, was er immer macht: Erzielt per Fallrückzieher das Tor des Monats. (--> Video). Zum Tor des Jahres fehlte nicht viel, am Ende erhielt nur Lothars WM-Treffer gegen Jugoslawien mehr Stimmen. Das Video lohnt, allein schon um die vollen Ränge zu sehen - und die Klamotten der damaligen Zeit.
Heute ist die große Zeit des Teverener Fußballs freilich vorbei. Bis 1998 spielte der Klub - immerhin - drei Saisons drittklassig, dann ging es langsam bergab. Heute ist Abstiegskampf in der sechstklassigen Landesliga angesagt.
Wellenbrecher, Tribüne, Flutlicht
An die großen Tage von einst erinnert einzig noch das Heidestadion, und auch dort muss man ein wenig genauer hinschauen. Aber tatsächlich stehen noch immer einige der längst nicht mehr benötigten Wellenbrecher auf dem grünen, viel zu großen Hang der Gegengerade. Nostalgie eben. Auch die Tribüne ist für einen Sechstligisten durchaus hübsch zu nennen, eine Reise ist Teveren also noch immer wert.
Kurz vor Anpfiff donnert einer der dicken Brummer der nur wenige Meter entfernten Nato Air Base über jene Tribüne, und dann geht es los. Meine Sympathie gehört eindeutig den Hausherren, die heute dringend einen Sieg benötigen. Und weil der Großteil der 120 Zuschauer mir sofort grundsympathisch ist, fiebere ich ein wenig mit und freue mich am Ende, als längst das Flutlich brennt (ja, auch das ist geblieben), über ein verdientes 2:0. Da ist es dann auch egal, dass es leider keine Eintrittskarte gab, von einem Stadionblättchen ganz zu schweigen.
Schön war's nämlich trotzdem.