Ach Belgien, geliebtes Belgien, du Land der schmackhaften Pommes und unzähligen Stadien-Leckerbissen. Die Liste der lohnenswerten Ziele ist auch nach Jahren noch immer lang, und manchmal findet sich ein Schmankerl sogar in der siebten Liga direkt hinter der Grenze.
Beim KVV Hoeselt trägt der Sehnsuchtsort den Namen Caetsbeekstadion. Ausbau auf allen vier Seiten und eine prächtige Tribüne als Sahnehäubchen sind für einen Siebtligisten alles ander als selbstverständlich. Zu verdanken hat der Provinzklub dieses Kleinod einem Zwischenhoch vor fast 40 Jahren: In der
Saison 1979/1980 war Hoeselt für eine Saison zweitklassig und traf dort unter anderem auf den KAA Gent und beide Klubs aus Mechelen.
Abriss in Sicht
Danach ging es steil bergab für die Gelb-Schwarz-Roten, auch ein paar Fusionen änderten daran nichts. Die letzte erfolgte erst 2016, als sich der KAVV Alt-Hoeselt und der KSV Hoeselt zur Koninklijke Voetbal Vereniging (KVV) Hoeselt zusammenschlossen. Der Plan sieht vor, dass der „neue“ Klub 2020 in einen noch zu bauenden Sportpark an der Oude Nederbaan umzieht. Bis dahin soll zunächst an der Smisstraat in Alt-Hoeselt (bis 2018) und eben im Caetsbeekstadion an der Bergstraat (2018-2020) gekickt werden, anschließend soll an beiden Orten ein Wohngebiet entstehen. Also: Hin da!
Warum entgegen dieses Plans heute (derzeit? immer?) im Caetsbeek gespielt wird, ist nicht ganz klar, aber unsereins erfreute es. Und so ging es nach dem Borussia-Sieg gegen den SC Freiburg direkt die kurze Strecke hinüber nach Belgien, wo das Flutlicht uns früh die Richtung wies. Der Weg ins Glück führt übrigens durch eine unscheinbare Tür der Stadionkneipe, die man erst nach dem Abdrücken von immerhin 7 Euro passieren darf.
Der Lack ist ab
Zu sehen gibt es dann die erwähnte Tribüne, an der im wahrsten Sinne des Wortes längst der Lack ab ist, die aber dennoch über reichlich von dem verfügt, was man heute so gerne "Charme" nennt. Ob dieses Prachtstück erst zum Zweitliga-Aufstieg entstand oder doch schon mehr Jahre auf dem Buckel hat, ließ sich leider nicht herausfinden. Direkt neben der Tribüne finden sich bis zu zehn teils äußerst windschiefe Stufen, und auch auf den drei anderen Seiten darf man erhöht stehen – auf der Gegengerade sogar überdacht.
Das Fassungsvermögen dürfte bei etwa 7000 liegen, heute kommen etwa 100 – von denen überraschend viele dem Gast die Daumen drücken. Und drei Besucher auch dem 1. FC Köln, wie deren drei Jacken ziemlich offensichtlich verraten. Ja, auch in Belgiens Liga 7 ist man als deutscher Besucher längst nicht mehr allein, irgendwie schon krass (aber auch gut)..
Bleiben nur noch wenige Fragen. Die Eintrittskarte? Ein weißer Zettel mit einer Seriennummer – mehr nicht. Das Spiel? Besser als erwartet. Das Flutlicht? Hoch und schön. Die Stadionuhr? Längst außer Betrieb. Und die Stadionmusik? Schaun mer mal:
Die Setlist des KVV Hoeselt:
1. Donna Summer - Hot Stuff. Wie passend: Wir beginnen in Hoeselts einzigem Zweitliga-Jahr, also 1979. Nicht so meins.
2. Silver Convention - Fly, Robin, Fly. Eine deutsche Combo mit einem der wenigen Disco-Songs, die ich mag. Aus 1975, übrigens.
3. Sister Sledge - We are Family - Nächster Halt: 1978. "Lost in Music" von Sister Sledge finde ich genial, das hier so lala.
4. Kool & The Gang - Celebration. Und nun: 1980. Auch ein typisches Disco-Ding, auch nicht mein Geschmack.
5. Steps - 5, 6, 7, 8. Ääää... plötzlich ist es 1997. Dance-Pop aus England, vorher nie gehört. Zum Glück...
6. Blues Brothers - Everybody Needs Somebody. Und wieder zurück nach 1980. Den Hype um die Blues Brothers hab ich irgendwie nicht verstanden.
7. Status Quo - What's your proposing? Gutes Ding aus 1980, guter Abschluss .
Fazit: Vielleicht sollte mal jemand in Hoeselt anrufen und Bescheid geben, dass die Siebziger Jahre Geschichte sind und ihr Verein nicht mehr zweitklassig ist. Obwohl - warum überhaupt? Für den konsequenten Verzicht auf 08/15-Chartkram gibt es immerhin eine 3+. Zum Gesamtstand.