Das Enttäuschende ist, dass ein solches "Projekt" in Deutschland funktioniert. Dass über 20.000 Menschen, die wahrscheinlich noch nicht einmal drei Spieler "ihres" Klubs nennen können, sich plötzlich ein blaues Trikot anziehen und brav in die Hände klatschen, wenn ein Tor fällt. Die Frage, die wirklich unter den Nägeln brennt: Wie eigentlich fühlen sich die eingesessenen, langjährigen TSG-Fans angesichts dieser für meinen Geschmack ungesunden Entwicklung? Alles positiv? Ist Kritik überhaupt erlaubt? Oder ist es nicht hochgradig peinlich, wenn der Stadionsprecher nach Schlusspfiff die Humba erklären muss und der Gästeblock ein lautstarkes "ihr seid so lächerlich" intoniert?
Wenig freundliche Worte für den Chef des Ganzen
Natürlich bekam auch der Besitzer des Spielzeugs sein Fett weg. Ein Spruchband hatte es an den Ordnern vorbei in den Gästeblock geschafft, um "1899, gekaufte Tradition - Dietmar Hopp, Hurensohn" (Wortlaut ohne Garantie) zu verkünden. Nicht die feinste Wortwahl, zugegeben, aber das hier ist noch immer Fußball. Auch wenn die Event-Besucher das anstößig finden mögen.
Genug aufgeregt, der Zug ist wohl leider auch nicht mehr aufzuhalten. Kommen wir also zum Sportlichen. Nach einem kleinen Intro (---> Video) der insgesamt gar nicht mal so schlechten Hoffenheim-Fans - auch das muss gesagt sein - erwischte die Borussia einen guten Auftakt, geriet jedoch wieder einmal durch einen individuellen Fehler in Rückstand, der anschließend nicht mehr aufgeholt werden konnte. Besonders die Abwehr enttäuschte, Namen müssen wohl nicht genannt werden. Immerhin zeigte Christofer Heimeroth eine herausragende Leistung und durfte sich nach 90 Minuten zurecht feiern lassen. Null Punkte aus zwei Spielen sind sicher ein schlechter Start, aber noch ist der in der vergangenen Saison erspielte Kredit zumindest bei mir nicht aufgebraucht. Weiter geht's!!!
Erstliga-Premiere für das Carl-Benz-Stadion
Heutiger Spielort war das Carl-Benz-Stadion in Mannheim, das sich acht Jahre nach meinem ersten Besuch leicht modernisiert zeigte. Nachwievor ist die Arena, die unmittelbar neben dem erst im Mai besuchten Rhein-Neckar-Stadion liegt, durchaus sehenswert. Kaum zu glauben, dass hier und heute Erstliga-Premiere war. 50 Kilometer entfernt in Sinsheim wächst derweil das neue Stadion der Hoffenheimer Tag für Tag. Und wer Fotos von der Baustelle sieht, realisiert umgehend: So schnell werden wir die nicht wieder los.
Zum guten Schluss der Blick auf die erst kürzlich eingeführte "DJ-Ötzi-Hitmix-Skala". Wenig überraschend fällt Hoffenheim auch bei der Stadionmusik durch:
Die Setlist von 1899 Hoffenheim:
1. Safri Duo - Played a live. Anständiger Auftakt. Fand ich früher richtig klasse. Wirkt im Stadion dennoch wie Kirmes-Musik.
2. Cascada - Everytime We Touch. Wirkt nicht nur wie Kirmes-Mucke, IST Kirmes-Mucke.
3. DJ Ötzi - Ein Stern. Ha - Volltreffer schon bei Lied drei! So kommt unweigerlich Regel eins zur Anwendung: Wer DJ Ötzi spielt, kommt an der Gesamtnote 6 nicht vorbei.
4. Status Quo - Rockin all over the world. War mal ein Klassiker. Wie gesagt: War. Aber immerhin etwas Abwechslung.
5. Culture Beat - Mr. Vain. Herrje, wie lange hab ich das denn icht mehr gehört? Eigentlich Kult. Pluspunkt, auch wenn die 6 feststeht.
6. Shaggy - Feel the rush. Angeblich offizieller EM-Song 2008. Hat nur kein Fan angenommen. Ist der Regie aber schnurzpiepegal.
7. Leona Lewis - Better In Time. Übelste Radio-Lala-Musik. Zum Wegschalten. Geht im Stadion leider nicht.
8. Fettes Brot - Erdbeben. Wenn schon deutscher Hip-Hop, warum dann ausgerechnet das? Gibe es eigentlich schon die Wortschöpfung Kirmes-Hip-Hop?
9. Disco Boys - For you. Ich gestehe: Find ich super. Das Beste zum Schluss
Fazit: Die wichtigste Regel wurde leider schon früh verletzt. Die DJ-Ötzi-Hitmix-Wertung für 1899 Hoffenheim: Glatte sechs. Zum Gesamtstand.