Inter Baku - FK Mugan Salyan 2:0 (Yuksak-Liga Aserbaidschan, 4.4.2009)

Azerbaijan Airlines brachte uns nach Baku
Für den letzten Vorstoß von Tiflis in Richtung Osten gönnten wir uns also den Luxus des Flugzeuges. Jaja, Bus oder Zug hätten es auch getan, aber der Preis hielt sich in Grenzen und Zeit ist auch im Kaukasus Geld. Eine kleine Propellermaschine der Azerbaijan Airlines brachte uns in knapp einer Stunde nach Baku, exakt 3500 Kilometer östlich von Mönchengladbach am Kaspischen Meer gelegen.

Erste Hürde war die Passkontrolle, hatten wir doch ein Visum der ungeliebten Nachbarrepublik Armenien im Reisepass. Und, natürlich: Kaum war der Aufkleber entdeckt, hieß es ab zum Chef und ein paar Fragen beantworten. Was haben Sie in Armenien gemacht, was wollen Sie hier, was sind Sie von Beruf und so weiter und so fort. Immerhin beließen es die Uniformträger bei der kleinen Fragestunde, und am Ende gab es gar ein "Welcome to Azerbaijan". Geht doch.

55 Cent für den Liter Sprit

Also ab in die Stadt, das Zimmer im Gästehaus mit dem schönen deutschen Namen "Altstadt Hotel" bezogen und gleich mal ans Meer. Ich muss ja immer wieder sagen: Ich beneide jede Küstenstadt um das Geräusch der Wellen, den Strand und schlicht den endlosen Blick zum Horizont. Der ist in Baku zwar durch zahlreiche Öltanker eingeschränkt, aber so ist das halt an "Europas Tankstelle". Das schwarze Gold ist omnipräsent, in einigen Vierteln liegt der Geruch penetrant in der Luft, dafür ist der Liter Sprit an der Zapfsäule schon für 55 Cent zu haben.

Altstadt in Baku Bücherei in Baku Alt und Neu

Tatsächlich hat das Öl dem Land einen gewissen Reichtum eingebracht. An allen Ecken wird gebaut, jedes zweite Auto ist ein Mercedes, und wenige Meter von historischen Gebäuden entfernt glitzern die Glasfronten moderner Wolkenkratzer. Was jedoch nicht bedeutet, dass es keine Armut im Land gibt – ganz im Gegenteil.

Lebensmitteltransport
Moderne Wolkenkratzer und alte Paläste

Zwei fußballfreie Tage standen zunächst auf dem Programm, an denen wir uns sowohl durch die belebten Straßen der modernen City als auch durch die engen Gassen der Altstadt treiben ließen. Letztere hat in ihrer Gesamtheit den Status eines Weltkulturerbes inne, befindet sich aber nach dem Erdbeben von 2000 auf der Roten Liste. Allen voran der Shirvanshahlar-Palast zeugt von der Nähe zum Orient und ist ein absolutes Highlight. Auch wenn ich nie verstehen werde, warum man fürs Fotografieren extra bezahlen soll…

Ab Samstag galt unser Interesse dann wieder dem Fußball. Erste Frage war, ob wir zwei oder drei Spiele angehen wollten. Da uns der 16 Uhr/18 Uhr-Doppler am Sonntag zu knapp kalkuliert schien, entschieden wir uns für die Light-Version. Man muss es ja auch nicht übertreiben.

Erste Begegnung war also das Aufeinandertreffen zwischen Meister Inter Baku und Aufsteiger FK Mugan Salyan im Safa Stadion. Jenes liegt ein paar Kilometer nordöstlich der City, ist über die Metrostation Ulduz aber schnell und günstig zu erreichen. Jedes Wochenende findet hier mindestens eine Erstligabegegnung statt, tragen doch neben Inter auch Olimpik und Standard Baku ihre Heimspiele hier aus.

Das Shafa Stadion in Baku

Am Stadion eingetroffen gab es gleich die erste Enttäuschung: Der Eintritt ist frei, also auch keine Tickets. Grummel grummel. Angeblich sind sogar sämtliche Erstliga-Begegnungen des Landes ohne Eintritt (Information ohne Garantie, am nächsten Tag bei Neftchi waren die Tore allerdings ebenfalls weit geöffnet). Uns verschlug es zunächst einmal in das Vereinsheim von Inter, das wahrlich Kultcharakter hat: Aufgebaut wie ein Stadion sind die beiden Eingänge quasi die Tore, die Theke steht im Mittelkreis und hat die Form eines überdimensionalen Fußballs, und an den Seiten kann man sich in blaue Sofas plumpsen lassen und seinen Tee genießen. Unbedingt einen Besuch wert!

Fanblock im Safa Stadium
Dann aber hieß es ab in das kleine Stadion, das zwischen 1999 und 2001 gebaut wurde und auf seinen nur drei Tribünen 7852 Sitzschalen bietet. Stehplätze gibt es keine, sieht man einmal von der offen gelassenen Hintertorseite ab. Insgesamt erinnert das Safa ein wenig an ein holländisches Zweitligastadion – was immerhin reicht, um hier ab und an sogar A-Länderspiele auszutragen. Auf alten Fotos ist auf der Gegengeraden noch der Schriftzug „Safa“ zu lesen, inzwischen steht dort „Inter“. Ob und wie sich das ändert – keine Ahnung.

Durch Heimsieg zurück auf Rang eins

Etwa 700 Fans fanden sich auf der Haupttribüne ein, der Großteil davon verbrachte seine Zeit mit dem Vernichten von Sonnenblumenkernen. Ein kleiner Haufen an der Seite darf aber durchaus als Fanblock bezeichnet werden, feuerte er doch 90 Minuten lang den Meister an. Mit Erfolg: Die hoffnungslos unterlegenen Gäste waren auf dem Kunstrasen mit dem 0:2 noch gut bedient. Und da am nächsten Tag Tabellenführer FK Baku überraschend an gleicher Stelle gegen Olimpik verlor, kletterte Inter durch den Heimsieg sogar auf Rang eins und ist damit der zweiten Meisterschaft der noch jungen Klubgeschichte ein gutes Stück näher.

Unsereins gondelte zurück in die Stadt, verfolgte im Internetcafe die Samstagspiele der Bundesliga, gönnte sich noch einige Xirdalan-Biere und verabschiedete sich dann ins Bett, um die letzte Aufgabe der Tour anzugehen: Das Nationalstadion Aserbaidschans.

Das Safa Stadion in Baku Vereinsheim von Inter Baku Anstoß in Baku