Italien - Österreich 1:0 (Qualifikation zur U21-EM, 05.09.06)

Das Stadio Tullo Morgagni mit seiner Radrennbahn Ausgerechnet nach Forli legte der italienische Fußball-Verband das U21-Länderspiel gegen Österreich und öffnete damit am Vorabend der Partie in San Marino die Möglichkeit zu einem nicht eingeplanten Spielbesuch. Wenig überraschend fanden sich vor dem Stadio Tullo Morgagni dann auch zahlreiche deutsche Fans ein, die dafür ein umso überraschenderes Problem hatten: Das Spiel war mit 3000 Zuschauern ausverkauft! Da auch ein Schwarzmarkt kaum vorhanden war, griff ein findiger Kollege in die Trickkiste. In perfektem Italienisch erklärte er, dass "wir extra aus Österreich" gekommen wären, erhielt Zutritt und kam mit einem Stapel Freikarten zurück. Der Dank der Wartenden war ihm sicher.

Somit stand dem Spielbesuch nichts mehr im Wege. Die Ausgangslage war denkbar einfach: Im letzten Gruppenspiel zur EM-Qualifikation hatten sowohl Italien als auch Österreich noch Chancen auf den ersten Platz, Österreich brauchte dafür aber unbedingt einen Sieg. Nach einer Schweigeminute für den verstorbenen Inter-Präsidenten Giacinto Facchetti begannen die Gäste - übrigens ohne erkennbare Unterstützung von den Rängen - entsprechend forsch, Werder-Bremen-Amateur Martin Harnik vergab in der 20. Minute jedoch die beste Gelegenheit. Mit zunehmender Spieldauer kam die "Squadra Azzurra" immer besser ins Spiel und kurz vor Schluss durch Riccardo Montolivo auch zum Siegtreffer.

Radrennbahn erinnert an den Namensgeber

Außenansicht nach dem SpielDas 1925 eröffnete Stadio Tullo Morgagni ist die Heimat des örtlichen Klubs Calcio Forli 1900, der in der viertklassigen Serie C2 spielt. Benannt ist das Rund nach einem in Forli geborenen Redakteur der Gazzetta dello Sport, der 1908 maßgeblichen Anteil an der Geburt des Giro d’Italia hatte. Beinahe konsequent scheint daher die große Besonderheit des Stadions: Rund um das Spielfeld zieht sich eine recht gut gepflegte Radrennbahn, deren Steilkurven hinter den Toren weit aufragen und dort auch keinen Ausbau zulassen.

Auf der Geraden finden sich dafür zwei nette Tribünen: eine überdachte zum Sitzen, die zweite ohne Schutz vor Regen und zum Stehen. Bei internationalen Spielen jedoch müssen alle Zuschauer brav Platz nehmen, wodurch die Kapazität von 7000 auf die erwähnten 3000 sinkt. Erwähnenswert ist schließlich noch das Flutlicht, das in allen vier Ecken nicht nur auf jeweils zwei Pylonen ruht, sondern zudem eine enorme Rundung aufweist.

Berühmtester Akteur auf dem Rasen ist übrigens von Zeit zu Zeit ein Deutscher: Fußballfan Michael Schumacher findet in regelmäßigen Abständen den Weg aus dem benachbarten Imola nach Forli, um hier für einen guten Zweck gegen den Ball zu treten.