Türkiyemspor Berlin - Hansa Rostock II 1:4 (Oberliga NOFV-Nord, 4.11.2011)

Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin

Was ist nur aus dem Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark geworden? Zentral gelegen, mehrfach renoviert und mit fast 19.708 Plätzen das zweitgrößte Stadion der Hauptstadt - doch der wirklich große Sport findet in dem einstigen Vorzeigestadion der DDR schon lange nicht mehr statt.

Prenzlauer Berg, Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark
Ok, ab und zu weichen die Großklubs Hertha und Union hierhin aus. Und die Footballer von Berlin Adler kicken hier recht erfolgreich gegen das Ei. Aber die Tage, an denen die Polit-Prominenz im Viertel Prenzlauer Berg anrollte, um Dynamo in Serie siegen zu sehen, sind vorbei. Heute kommen 120 Zuschauer, um ein Heimspiel von Türkiyemspor zu sehen.

"Sport ohne Turnväter": Initiative fordert Umbenennung

Und nicht nur das: Sogar den Namen will man dem Stadion klauen. "Sport ohne Turnväter" nennt sich die Initiative, die Jahn als Urvater der völkischen Bewegung sowie antisemitisch, rassistisch, chauvinistisch und frauenfeindlich sieht und eine Umbenennung des bis 1952 "Berliner Sportpark" genannten Areals fordert. Womit sich die Frage stellt, was mit den gefühlten 138 anderen Jahnstadien in Deutschland wäre - oder Vereinen wie Jahn Regensburg?

Bäume und bunte Sitze
Wie dem auch sei. Noch heißt die Sportstätte Jahn-Sportpark und verfügt, wie es sich bei dem Namen gehört, über reichlich Gelegenheit zur körperlichen Ertüchtigung - sprich zahlreiche Leichtathletik-Anlagen und natürlich eine Laufbahn. Letztere soll übrigens ein hervorragender Ort zum Flirten sein. Soso.

Trostlose Kulisse im viel zu weiten Rund

Zum Flirten sind die 120 Zuschauer des heutigen Oberliga-Spiels zwischen Türkiyemspor und Hansa II jedenfalls nicht gekommen. Die 30 Gäste dafür vielleicht zum nostalgischen Schwelgen in der Vergangenheit: Genau hier, im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, gewann Hansa am 2. Juni 1991 das letzte DDR-Pokalfinale. Das 1:0 gegen Eisenhüttenstadt sahen allerdings nur 4800 Zuschauer - der Stellenwert des Pokals war nach der Wiedervereinigung doch arg gesunken.

Die heutige Minus-Kulisse lässt das Spiel leider ein wenig trostlos wirken, obwohl immerhin fünf Tore fallen und Hansa mit dem Sieg seine Tabellenführung festigt. Ein wenig schade ist es schon, dass das (laut Wikipedia) "Aushängeschild der türkischen Gemeinschaft Berlins", bei dem übrigens die Ex-Borussen Uli Borowka und Thomas Herbst schon als Trainer wirkten, so wenig Unterstützer anlockt. Vielleicht darf der Klub ja irgendwann ins Katzbachstadion zurück. So aber verlassen wir das durchaus beeindruckende Stadion dann doch mit der Frage im Kopf: Was bitteschön ist nur aus dem Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark geworden?

Haupttribüne im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark Fans von Hansa Rostock II Flutlicht