Wenn die Schweden eines können, dann Stadien an schöne Stellen bauen. Das galt vor vier Tagen für die Strandfußballer von
Mjällby AIF, und das gilt noch viel mehr für den Zweitligisten aus Jönköping. Wer einmal auf einem Hügel stehen möchte, unter sich ein angestrahltes Stadion, etwas tiefer die Lichter einer Stadt und bis zum Horizont ein blauer See, der muss nur nach Jönköping reisen.
Jönköping selbst ist am Südende des Vättern bereits äußerst schön gelegen und gilt, aufgepasst liebe Pyro-Freunde, als Geburtsort des Streichholzes. Soso. Und verfügt über coole Campingplätze. So hatte ich meinen eigenen Bungalow mit eigenem Parkplatz und nur 100 Metern bis zum See. Also ein wenig relaxt - und dann hinauf in das Freilichtmuseum im Stadspark, wo sich neben zahlreichen alten Holzgebäuden das nicht viel jüngere Stadion Stadsparksvallen findet.
Museumsstück aus dem Jahr 1902
Ebenso wie die Museumsstücke nebenan hat auch der "Vallen" seine eigene Schautafel. Immerhin stammt er aus dem Jahre 1902, steht auf der Liste der "100 bedeutenden Sportanlagen Schwedens" und ist irgendwie selbst ein Museumsstück. Neben hübschen Schwarz-Weiß-Bildern informiert die Tafel auch über die Frisbee-WM 1996, die hier stattfand. Aha. Interessanter ist da schon die lebensgroße Figur von Karl "Timpa" Simonsson, der 1945 einmal 50 Tore in 18 Ligapartien für Jönköping schoss, die in einem Schaukasten an einer Ecke des Stadions zu sehen ist.
Prunkstück ist die Holztribüne mit ihrem gewellten Dach, gegenüber finden sich ebenfalls überdachte Stehplätze. Die Gäste nehmen auf einer Hintertor-Tribüne Platz, insgesamt passen so 5500 Zuschauer in den Vallen. Die vierte Seite wird dagegen als Eingangsbereich genutzt - und zum Verkauf der gegrillten, scharfen "Korv", die hiermit allen Besuchern ans Herz gelegt sei.
2309 Zuschauer wollen das Spiel sehen, darunter sieben Gäste. Einer davon übrigens als Bär verkleidet, woraufhin er in der Halbzeit prompt von Kindern belagert wird und für Fotos posieren muss. Selbst schuld.
Das Spiel ist mal wieder richtig gut: Nach dem 2:0 für die Hausherren wird Ängelholm immer stärker und hat ab der 81. Minute plötzlich zwei Mann mehr auf dem Platz. Im folgenden Power-Play gelingt prompt der Ausgleich, ehe auch der Gast einen Spieler mit Platzverweis verliert. Vier Tore, drei Rote Karten - ein schönes Spiel.
Nach dem Spiel stapfe ich noch einmal auf den Hügel, um schöne Flutlicht-Fotos zu machen. Natürlich nur für euch. Zurück in meinem Bungalow steigt die Vorfreude auf das Derby am nächsten Tag. Ein wenig Bilanz ziehen durfte ich aber auch: Immerhin 30 Stadien habe ich in Schweden bereits besucht, eine nette Zahl, wie der Blick auf die Landkarte zeigt, häufiger ging es nur nach Belgien (47). Auch wenn es nicht gerade billig war: Schweden rockt einfach!
Apropos Rock: Hier die Setlist des Jönköpings Södra IF:
1. Blondie - Call me. Schon 32 Jahre alt. Also der Song - nicht Blondie. Klassischer 80er-Song.
2. Creedence Clearwater Revival - Down On The Corner. Noch älter, von 1969. Ehrlich: Den Song kannte ich gar nicht. Dabei ist er gar nicht so schlecht.
3. Elvis Presley - A Little Less Conversation. Wurde 2002 neu gemischt auf den Mark geschmissen und wurde in neun Ländern Nummer eins. Ich finds kacke.
4. Status Quo - Rockin All Over the World. Nichts gegen guten Stadion-Rock, aber das hier hat mich noch nie gepackt.
5. John Travolta & Olivia Newton-John - You're the One That I Want. Was soll ich sagen? Ich find den Song gut. Und jetzt steinigt mich :-)
6. Amanda Jenssen - Dry My Soul. Schöne Geschichte: Ich hatte mir "dry my socks" als Titel notiert. Entstammt einer schwedischen Casting-Show.
7. Living In A Box - Living In A Box. Achtung, Uralt-Gag: Wie heißt die Nationalhymne der DDR? Living in a box! Was haben wir gelacht, damals, 1986.
Fazit: Positiv: Mal wieder wenig Chart-Gedudel. Negativ: Das Elvis-Ding. Immerhin ne 3+. Zum Gesamtstand.
Nachtrag Mai 2013: Bei Jönköping in der Startelf stand übrigens ein gewisser Branimir Hrogta...