UN Käerjeng 97 - Sporting Club Steinfort 1:2 (Fortis League, Luxemburg, 3.8.2008)

Die Haupttribüne im Terrain Um Bechel
Gebt es doch zu: Ihr wolltet immer schon wissen, aus welchem Land fast die Hälfte der Einwanderer nach Luxemburg stammt. Halt, Stop! Nicht aufhören zu lesen! Wir kommen ja schon zum Fußball. Denn genau dort gab es zuletzt einige auffallende Entwicklungen. So stieg 2007 ein Klub namens RM Hamm Benfica in die erste Liga auf. Und in diesem Jahr folgte ein Verein namens Sporting Club Steinfort. Na, klingelt es? Wer jetzt noch weiß, dass in der Fortis Ligue zuletzt 37 Portugiesen, aber nur 23 Deutsche kickten, hat die Antwort.

Tatsächlich leben in Luxemburg 70.000 Portugiesen, die teilweise in einer eigenen Liga kicken, dank einiger Fusionen aber auch im "offiziellen" Liga-Betrieb ganz oben angekommen sind. Schon kurios, wenn Mannschaften wie die beiden genannten Erstligisten mit Trikots auflaufen, die bis hin zum Vereinswappen nahezu identisch sind mit denen der Vorbilder aus Lissabon.

Im übrigen Bechel-Stadion von Käerjeng fehlt jeglicher AusbauErster Sieg im ersten Erstliga-Spiel

Das Schöne daran: Der südländische Einfluss sorgt für höhere Zuschauerzahlen. Steinfort etwa habe den Aufstieg "dank der hervorragenden Stimmung und der gelungenen Zusammenarbeit von portugiesischen Mitbürgern und Einheimischen gemeistert. Wie eine Wand stand man hinter dem Team", schreibt das Magazin Ustouss in seiner Saisonvorschau. Das gilt auch für die heutige Erstliga-Premiere im Auswärtsspiel bei UN Käerjeng 97, wo geschätzte 100 der offiziell 419 Zuschauer die Gäste mit Trommel und Fähnchen unterstützen.

Das Spiel beginnt, wie es der erwähnte Ustouss geahnt hat. Nach fünf Minuten liegt der Neuling hinten, und die Saison-Prognose "Die Fortis Ligue ist eine Nummer zu groß. Steinfort steigt sicher ab", scheint sich zu bewahrheiten. Doch dann kommt der große Regen, und plötzlich beginnen die Gäste zu kämpfen. Zum Held des Tages wird ein Herr mit dem schönen luxemburgischen Namen Johan Eeckhaut: Erst trifft das Eigengewächs in der 65. Minute zum Ausgleich, um kurz vor Schluss gar das umjubelte 2:1 folgen zu lassen. Der erste Sieg im ersten Erstliga-Spiel - wahrlich kein schlechter Auftakt.

Die Anwohner halten die Fensterläden geschlossenAnwohner lassen die Fensterläden herunter

Schauplatz der Begegnung ist das 1946 eröffnete Stadion mit dem schönen Namen "Terrain um Bechel" in Hautcharage (bzw. für die weniger Frankophonen Uewerkäerjeng oder auch Oberkerschen). Viel zu bieten hat die Anlage nicht, sieht man einmal von der recht schnuckeligen Tribüne ab, unter deren schützendem Dach sich heute 150 (stehende) Zuschauer drängen. Im restlichen Viereck finden sich offiziell "1500 nicht überdachte Stehplätze", wobei einzig direkt neben der Tribüne fünf Stufen für bessere Sicht sorgen. Sprich: Die übrigen drei Seiten verfügen über keinerlei Ausbau.

Verwunderlich erscheint zunächst, dass fast alle Anwohner der benachbarten Rue de Schouweiler bei unserer Ankunft die Fensterläden hinuntergelassen haben. Ob der gebotene Fußball so grausam ist, dass man nicht mehr hinschauen möchte? Doch die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Schon in den ersten fünf Spielminuten fliegen gleich zwei Bälle über den viel zu niedrigen Zaun und landen in den Vorgärten der Nachbarn. So manche Fensterscheibe wird da wohl schon zu Bruch gegangen sein...