FC Neukirchen-Vluyn - SSV Lüttingen 1:2 (21.05.2022, Kreisliga A)

Kampfbahn Klingerhuf

Die "Kampfbahnen" sterben in Deutschland langsam aus, heute ging es der nächsten an den Kragen: Die Kampfbahn Klingerhuf, in der einst 18.000 Menschen Platz fanden, wurde durch den FC Neukirchen-Vluyn offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Also hin da.

Stufen, Gestrüpp und ein mächtiges Tor

Stufen der Kampfbahn Klingerhuf
Viel Schnickschnack hat der Klingerhuf zwar nicht zu bieten, aber rundherum hohe Stufen, die teilweise unter dem Gestrüpp nur noch zu erahnen sind, und nicht zuletzt das mächtige Eingangstor sind alleine schon die Anreise wert - zumal heute der "Final Whistle" anstand. Gut 300 Leute nahmen dann auch das Angebot des freien Eintritts an, darunter wie zu erwarten eine große Schar Stadion-Freunde aus Nah und Fern.

Erlebt hat der Klingerhuf schon so manches. Schon 1921 spielte der SV Neukirchen hier und kehrte 1938 nach einem kurzen Intermezzo zurück. Die heutige Kampfbahn entstand aber erst nach dem zweiten Weltkrieg mit enormer Hilfe der Zeche Niederberg - die Platzweihe erfolgte 1949, die Eröffnung 1952. 18.000 kamen, um den 1. FC Kaiserslautern mit den Stars Ottmar Walter und Horst Eckel gegen den Homberger SV zu sehen.

Sieg über RWE vor 13.000 Zuschauern

Doch auch der eigentliche Hausherr lockte die Massen: Der SV Neukirchen stieg 1962 in die zweitklassige 2. Liga West auf, die z.B. die Borussia erst drei Jahre zuvor nach oben verlassen hatte. Dort schlug Neukirchen vor 13.000 Zuschauern Rot-Weiss Essen und später auch den VfL Bochum und Bayer Leverkusen. Das brachte Rang sechs - in der Saison darauf ging es aber schon wieder bergab.

Eingangstor Klingerhuf
Wer einen Eindruck der damaligen Kampfbahn haben möchte, kann sich hier bewegte Bilder vom gut besuchten Handball (!)-Spiel zwischen Frisch auf! Göppingen und Lintfort im Oktober 1961 ansehen.

Fusion als Neustart

Der SV Neukirchen brachte unter anderem den späteren Gladbacher und griechischen Nationalspieler Konstantinos Mitroglou hervor, sportlich ging es aber bergab bis in die Kreisliga. 2018 folgte daher die Fusion mit Preußen Vluyn, Heimatklub u.a. von Julian Korb. Der Lohn folgte prompt: Erst vor wenigen Wochen machte der Klub den Aufstieg in die Bezirksliga perfekt.

Dieser wird heute auch noch einmal vor ordentlicher Kulisse gefeiert, sogar ein wenig bunter Rauch steigt vor und während des letztens Spiels auf. Am Ende gibt es dennoch mit einer eher unerwarteten Niederlage ein unbefriedigendes Ende der Klingerhuf-Historie. Wobei: Ganz geschlossen wird die Kampfbahn noch nicht. "Einige Spiele werden bis zu unserem Umzug noch stattfinden", schreibt der Verein auf seiner Homepage.

Ein paar Chancen bleiben also noch.

Rauch im Klingerhuf  Es war einmal  Paris, Athen, Auf Wiedersehen