Die Kapverden sind ein - noch - völlig unterschätztes Reiseziel. Okay, viel zu sehen gibt es nicht, dafür locken aber traumhafte Strände, das sympathische Insel-Motto "No Stress" und bis zu 350 (!) Sonnentage pro Jahr. Die Kapverden seien wie die Kanaren vor 50 Jahren, heißt es oft.
Quasi als Krönung ist Kap Verde seit 1986 FIFA-Mitglied. Eine ziemlich gute Kombination also für ein paar entspannte Tage und den neuen Länderpunkt. Ja, liebe Groundhopping-Polizei, du musst nun ganz stark sein: Ich bin nicht direkt nach dem Spiel wieder brav nach Hause geflogen, sondern habe die Sonne genossen. Man könnte sogar glatt von "Urlaub" sprechen. Großartig :-)
Finale der Taca Djadsal
Also dann: Fußball. Neun der zehn Kapverdischen Inseln sind bewohnt, jede spielt von Ende Dezember bis März/April zunächst ihren eigenen Meister aus. Anschließend kämpfen diese Meister und der Titelverteidiger bis Mai/Juni um den Titel des Landesmeisters. Eigentlich ganz einfach.
Geschickt, wie ich bin, hatte ich auf der Insel Sal ausgerechnet das spielfreie Wochenende zwischen diesen Runden erwischt. Grrr. Der Flug auf eine Nachbarinsel war im Kopf bereits gebucht, als doch noch das Pokalfinale auf Sal um drei Wochen vorverlegt wurde. Geht doch.
Die Frage nach dem Spielort stellte sich erst gar nicht: Sämtliche Begegnungen auf Sal werden im Estadio Marcelo Leitao in der Inselhauptstadt Espargos ausgetragen. Zwar gibt es auch im ganz im Süden gelegenen Santa Maria ein Stadion mit Tribüne, dort wird aber - meines Wissens - nicht gekickt. Also ging es am Samstag zum Finale der Taca Djadsal zwischen dem frisch gebackenen Inselmeister Grupo Desportivo Palmeira und Vize Sport Clube - beide beheimatet in Santa Maria - nach Espargos.
600 Zuschauer, zehn Weiße
Am Loch in der Stadionwand verlangte der gute Mann 250 Kap-Verde-Escudos Eintritt, akzeptierte aber auch zwei Euro. Dafür gab es leider kein Ticket, sondern ein Bändchen um den Arm. Hmm. Innen fiel der Blick dann direkt auf die sehr hübsche Haupttribüne mit ihren roten Sitzen. Gar nicht mal schlecht. Davor breiten sich reichlich Stehplätze aus, auch das sehenswert. Das war es dann aber auch schon - abgesehen von drei Stufen hinter einem Tor.
Etwa 600 Zuschauer wollten den Kampf um den Pokal sehen, wir waren zwei von etwa zehn (Kalk-) Weißen im weiten Rund. Was jedoch niemanden groß interessierte. Die Sympathien waren klar verteilt: Geschätzt 90 Prozent drückten Palmeira die Daumen, dessen Wappen übrigens dem des "großen Bruders" Sporting Lissabon ähnelt.
Das Spiel war leider ziemlich mäßig. Während der Duft von Grillspießen und das Dröhnen der Vuvuzelas zumindest für afrikanisches Flair sorgten, fiel das einzige Tor des Tages erst in der Verlängerung - für Santa Maria.
Längst kein Zwerg mehr
Länderpunkt 84 war damit eingetütet. Übrigens: Von einem Fußball-Zwerg darf bei Kap Verde längst nicht mehr die Rede sein. 2013 schafften es die "Crioulos" sensationell ins Viertelfinale der Afrikameisterschaft und in der Weltrangliste als bestes Land Afrikas zwischenzeitlich bis auf Rang 27. Ende 2017 gelangen in der letztlich erfolglosen WM-Qualifikation zwei Siege gegen Südafrika (darunter ein 2:1 in Durban!). Wahrlich keine schlechte Bilanz.
Für uns hieß es - wie oben erwähnt - anschließend noch ein wenig Entspannen. Touristisch hat Sal wie erwähnt nicht viel zu bieten: Eine Fata Morgana, ein Bad mit Zitronenhaien und Schwimmen in einer Saline sind die Höhepunkte. Wer jedoch einfach mal abschalten möchte, ist auf Sal goldrichtig aufgehoben.
"No Stress" eben.