Warum gerade die kleine Gemeinde am Niederrhein? Für Fachfremde: Kevelaer ist einer der wichtigsten Marienwallfahrtsorte Europas, seit der Handelsmann Hendrick Busman kurz vor Weihnachten 1641 hier eine Stimme hörte und eine Kapelle erbauen ließ. Also schaute auch der Papst in der "Weihrauchcity" vorbei, 70.000 Menschen versammelten sich damals in und um das Hülsparkstadion. Die zweistündige TV-Übertragung kann man sich
hier nochmal anschauen.
"Legendäres" Stadion
Heute stand eher eine Hopping-Wallfahrt auf dem Programm, schließlich wird das Hülsparkstadion nur selten von Senioren-Mannschaften bespielt. Nun bot sich aber eine seltene Konstellation: Die 2., 3. und 4. Mannschaft des Kevelaerer SV mussten unter der Woche ein Heimspiel absolvieren. Da wurde der Platz eng, also durfte die Dritte das "Derby" gegen Twisteden 2 im "legendären Hülsparkstadion" absolvieren, wie der KSV bei Facebook schrieb.
"Legendär" mag ein wenig hochgegriffen für das 1982 eröffnete Stadion sein, sehenswert ist das Rund mit seiner Tribüne, dem (erst 2002 errichteten) wellenförmigen Dach und den vielen Stufen gegenüber aber allemal. 8000 Zuschauer passen hier hinein.
Aus Kevelaer zum Ballermann
Die kamen freilich nie, mehr als die Landesliga (zuletzt 1997/98) war nicht drin, 1981 erreichte der KSV zudem das Finale des erstmals ausgetragenen Niederrheinpokals gegen den Wuppertaler SV (0:1).
Dafür fand hier im Juli 1993 das
Rock Festival 93 statt - mit Pur und Klaus Lage als Headliner sowie dem in Kevelaer geborenen (und Ende 2024 verstorbenen) Willi Girmes. Letzterer trat später häufig im Bierkönig und Megapark auf, gerne auch mit Liedern über den Niederrhein. Kostprobe: "Für den, der hier geboren ist, da ist es schon gewiss, dass man zu seiner Lebenszeit im Paradies schon ist". Wenn das der Papst wüsste.
50 Zuschauer beim "Derby"
Zurück zum Fußball: Heute kommen immerhin 50 Zuschauer - und damit doppelt so viele wie 800 Meter entfernt beim Parallelspiel der Zwoten, die kurioserweise in derselben Liga spielt. Geboten wird ein gar nicht mal so übler Kick, den die Hausherren viel zu hoch gewinnen. Passt, ab nach Hause.
Der Papst übrigens setzte seine Stadion-Tour 1987 schon am nächsten Tag im Süden Deutschlands fort, hatte aber Pech: Der Auftritt an der Sportanlage Süd in Augsburg fiel dem Wetter zu Opfer, immerhin durfte er aber noch das Münchner Olympiastadion kreuzen. Eben ein echter Teufelske... Tausendsassa, dieser Pontifex!