Die Feiertage beim KRC Harelbeke sind selten geworden. Einst spielte der Klub aus Westflandern sogar im UI-Cup gegen Sampdoria Genua, 1998 war das. Hätte wenige Wochen zuvor nicht Anderlecht am letzten Spieltag in der letzten Minute gegen Beveren getroffen, wäre Harelbeke als Vierter sogar in den UEFA-Cup eingezogen. Lange her.
Wiedersehen nach 20 Jahren
Heute ist Harelbeke nach einer Insolvenz und späterer Fusion nur noch Viertligist. Die Feiertage sind selten geworden, aber es gibt sie noch. So wie heute. Die Losfee hat es gut gemeint und für die Runde der letzten 32 im Pokal den Erstligisten KV Kortrijk nach Harelbeke gelo(t)st. Beide Städte liegen ganze vier Kilometer voneinander entfernt. Von einem "nostalgischen Derby" schreiben die Medien.
Tatsächich treffen beide Klubs erstmals seit der Erstligasaison 1998/1999 wieder in einem Pflichtspiel aufeinander. Grund genug also, endlich einmal die für belgische Verhältnisse recht weite Fahrt nach Harelbeke anzutreten. Zumal das 10.000 Mann fassende Forestierstadion tatsächlich das größte mir noch fehlende in Belgien war.
Mit dem Fahrrad zum Auswärtsspiel
Etwas kürzer ist die Anreise für die Gästefans, die prompt zu einem großen Teil mit dem Fahrrad anreisen (von Stadion zu Stadion sind es sechs Kilometer). Am Ende ist die Gästetribüne nahezu ausverkauft, auch der Heimblock ist gut voll, und Harelbeke darf als Zuschauerzahl 5050 vermelden. Im Viertliga-Alltag kommen in der Regel um die 200. So voll dürfte die Hütte schon lange nicht mehr gewesen sein.
Die "Hütte" fasst wie erwähnt 10.000 Zuschauer. Hinter den Toren findet sich jeweils eine Stehtribüne a 3000 Plätze, auf den Längsseiten kommt jeweils eine Sitztribüne (von denen eine heute nicht geöffnet wird) hinzu. Insgesamt ein Stadion, das durchaus erstligatauglich ist. Das formulierte Ziel des Klubs ist es aber erst einmal, aufzusteigen und sich in der Drittklassigkeit zu etablieren.
Wer ist der Maulwurf?
Zum Intro gibt es im Gästeblock ein Spruchband mit der Aufschrift "Smash them. Wie is de Mol?". Letzteres heißt so viel wie "Wer ist der Maulwurf?". Der Google-Schnelltest ergibt: Wenige Tage zuvor hatten Fans von Zulte-Waregem im Derby gegen Kortrijk eine Blockfahne mit der Aufschrift "Smash them" gezeigt, was Kortrijk aber wohl wusste und mit dem Spruchband "You'll never smash our pride" beantwortete. Aha.
Ganz offensichtlich haben die Kortrijk-Fans in diesem Derby viel Energie gelassen, anders kann ich mir die heute dürftige Stimmung jedenfalls nicht erklären. Klar, Pokal gegen nen Viertligisten ist nicht der Kracher. Aber irgendwie hatte ich ein wenig mehr erwartet als ab und an ein paar Gesänge, die kaum auf die andere Seite durchdrangen. Dort wiederum wurden die Anfeuerungsrufe mit jeder Minute, in der es 0:0 stand, lauter. Erst ein Foulelfmeter in der 77. Minute rettete den Favoriten. Schade irgendwie.
Für uns ging es anschließend auf direktem Wege wieder gen Heimat. Schön war's.
Bleibt der Blick auf die Stadionmusik, der typisch für Belgien sehr Bass-lastig ausfällt:
Die Setlist des KRC Harlebeke:
1. Clean Bandit - Solo. Manchmal ist Musik komisch. Vor einer Woche in Plowdiw fand ich's noch furchtbar. Mittlerweile... ganz okay.
2. Darude - Sandstorm. Ein absoluter Kracher! Hat auch nach 20 Jahren nichts von seiner Energie verloren. Groß.
3. Loud Luxury - Body. Zurück in die Gegenwart. Ganz gutes Tempo drin, packt mich aber nicht richtig.
4. Demi Kanon - Close your eyes. Können holländische Hardcore-DJs eigentlich nur diesen einen Beat? Anstrengend.
5. Dennis Lloyd - Nevermind. Schön entspannt, das Ding. Daumen hoch!
6. DJ Fresh - Louder. Dubstep, nennt man das hier wohl. Joa, ich sach mal, schon okay.
7. ??? - He's a pirate Das bekannte Ding aus Fluch der Karibik auf Techno getrimmt. Braucht kein Mensch.
8. Kosmonova vs. Fiocco - Celebrate. War 1997 ziemlich groß, hab ich seitdem nicht mehr gehört. Aber ich liebe so kleine Revivals.
9. Gala - Freed from desire. Dank Will Grigg immer häufiger in Stadien zu hören. Aber auch so ne gute Nummer.
10. Mickie Krause - Düp Düp. Bitte? Bitte?? Ernsthaft, hört euch das mal an. Verzweiflung pur.
Fazit: Der Schluss macht alles kaputt. Bis dahin zwar teilweise anstrengend, aber mit 1a-Ausreißern nach oben (Sandstorm!). Macht dann irgendwie eine aus der Not geborene 3. Zum Gesamtstand.