Roeselare ist die Heimat von Belgiens Nummer eins. Nein, nicht in Sachen Fußball, aber fast genauso wichtig: In Sachen Pommes. Die
Beste Frituur van Belgie 2013 nennt sich
Koe-Koe und steht, wie schön, nur zwei Kilometer vom Stadion entfernt. Die Frage nach dem Vorprogramm war somit schnell beantwortet. Das Urteil der Stiftung Pommestest: Schmeckt!
Aus der zweiten Liga in den Europapokal
Mit vollem Bauch und fettigen Fingern ging es somit zum Stadion, um endlich einen schwarzen Fleck zu tilgen. Gefühlte zehnmal stand das Stadion Schiervelde schon auf unserem Zettel, irgendwas kam immer dazwischen: Spielabsagen, kein Ticketverkauf, kurzfristig arbeiten müssen. Und auch heute sorgte am Mittwoch Schnee am Niederrhein für einen kritischen Blick gen Himmel, doch am Ende düsten wir zu dritt gen Westen. Und wurden belohnt. Mit Pommes, einer Fleischkrokette - und mit Fußball.
Den Weg zum Stadion Schiervelde weisen schon von Weitem die mächtigen Flutlichtmasten, die ein Stadion erhellen, das deutlich zu groß ist für einen mittelmäßigen Zweitligisten. So lange ist es aber noch gar nicht her, dass hier sogar internationaler Fußball gespielt wurde: 2005 bis 2010 kickte der KSV, der in seiner heutigen Form erst 1999 durch eine Fusion entstand, im belgischen Oberhaus. Und 2006 rutschte der Klub aus Westflandern über die Fair-Play-Wertung sogar in die Qualifikation zum UEFA-Cup, wo er Vardar Skopje ausschaltete, ehe gegen Ethnikos Achnas Endstation war.
Wuchtige Tribüne im englischen Stil
Aus der Zeit der großen Erfolge stammt auch das heutige Aussehen des nach einem Stadtteil benannten Schiervelde-Stadions. Erbaut 1987, wurde nach dem Erstliga-Aufstieg hinter einem Tor eine mächtige Sitzplatztribüne geschaffen, die ein wenig britisch anmutet und ein echter Hingucker ist. Die Haupttribüne mit ihren Logen sowie die überdachten Stehränge gegenüber sind ebenfalls ganz nett, die Stehstufen samt Wellenbrechern auf der vierten Seite sind leider momentan gesperrt. 9653 beträgt das offizielle Fassungsvermögen des insgesamt für einen Zweitligisten absolut ansehnlichen Stadions.
Für happige 15 Euro pro Stehplatz gibt es ein recht munteres Mittelfeldduell zu sehen, das besonders vor der ersten Halbzeit überzeugt und mit einem herrlichen Freistoßtor zum 2:0 seinen Höhepunkt findet. Am Ende gewinnen die Hausherren ebenso souverän wie verdient mit 3:1 und motivieren auch die etwa 100 sangesfreudigen KSV-Fans zu dem einen oder anderen Liedchen. Die 15 Gäste schauen dem Treiben dagegen meist stumm zu, immerhin gibt es ein paar grün-weiße Fähnchen zu sehen.
Harlem Shake auf der Autobahn
Unsereins tritt nun die Rückreise an, wobei uns der Roeselare-Fluch dann doch noch einholt. Hinter Brüssel staut sich um Mitternacht (!) plötzlich der Verkehr, bis 1:15 Uhr bewegen wir uns quasi nicht von der Stelle, beim Radiosender rufen bereits Autofahrer an, die auf der Straße aus Langeweile dem Harlem Shake tanzen. Bevor auch wir aus Verzweiflung das Tanzbein schwingen, geht es dann doch irgendwann weiter, und um 2.45 ist endlich Mönchengladbach erreicht. Reichlich spät, aber endlich mit der erledigten Aufgabe Roeselare. Und noch immer mit vollem Bauch.