Erfahrene Fanzine-Leser wissen: Wer als Hopper etwas auf sich hält, beendet seine Berichte immer mit dem Satz "Ich war garantiert nicht das letzte Mal hier, ich komme wieder." Das klingt cool und weltmännisch, selbst wenn eine Rückkehr ins mongolische Hinterland oder peruanische Hochgebirge eher unwahrscheinlich ist. Würde ich natürlich
niemals machen...
Ziemlich sicher war ich mir hingegen
2006, dass ich wohl eher nicht noch einmal Albanien von innen sehen würde. Aber so kann man sich täuschen. Um im
Kosovo einen Abstecher in das sehenswerte Städtchen Prizren einbauen zu können, fiel die Wahl auf ein Heimspiel des albanischen Meisters FC Kukesi. Der ist nämlich nur wenige Kilometer von Prizren entfernt auf der anderen Seite der Grenze beheimatet. Zwei Fliegen mit einer Klappe, sozusagen.
Klein und fein
An der Grenze mussten wir nur zehn Minuten in der Autoschlange stehen, die Reisepässe zeigen - und schon waren wir drin. Kukes liegt laut Wikipedia in einer Region, die "zu den ärmsten Albaniens zählt", das Stadtbild sei "von mehrstöckigen Plattenbauten geprägt". Klang irgendwie wenig einladend, war am Ende aber halb so wild. Abgesehen von ein paar kleinen Jungs mit zerrissenen Hosen, die uns vor den Stadion neugierig betrachteten und nicht mehr von der Seite wichen, erwies sich der Aufenthalt als äußerst angenehm.
Geld gewechselt hatten wir keines und waren daher gespannt, ob am Kassenhäuschen der Euro als Währung genehm ist. Ist er - für leicht aufgerundete zwei Euro pro Ticket ging es hinein ins Stadiumi Zeqir Ymeri. Dieses bietet immerhin 5200 Sitzpätze: Wer es sich leisten kann, nimmt auf der Haupttribüne Platz, der Rest auf einer der blauen (und häufig demolierten) Sitzschalen, die rund um zweieinhalb Seiten der Spielfeldes angelegt sind. Eine Hintertorseite ist unbebaut.
Europapokal im Exil
Bekannt wurde der FK Kukesi im Juli 2015, als bei einem Spiel der Europa-League-Qualifikation gegen Legia Warschau ein Gäste-Spieler von einem Stein getroffen und das Spiel daraufhin abgebrochen wurde. Die Begegnung fand allerdings in Tirana statt, keines der bisher elf Europapokalspiele wurde in Kukes ausgetragen. Das galt auch für den Juli 2017, als Kukes erstmals in der Champions-League-Qualifikation antrat und in Elbasan zwar gegen Sheriff Tiraspol gewann, aber dennoch ausschied.
Vorausgegangen war in der Saison 2016/2017 die erste Meisterschaft der Klubgeschichte. Ein wenig erhofften wir uns daher, dass zum heutigen ersten Spiel seit jenem durchaus historischen Titel ein wenig mehr los sein würde. Am Ende wurden es "nur" 1000 Zuschauer (immerhin 10 im Gästeblock), und abgesehen von ein paar Anfeuerungsrufen war auf den Rängen tote Hose. Schade. Da auch das Spiel grottig war, erfreuten wir uns lieber an der Sonne. Und an unseren Sitznachbarn, die uns schnell als Deutsche ausgemacht hatten und uns über ihre Smartphones mit den Bundesliga-Zwischenständen versorgten. Falënderoj! (Heißt Danke, behauptet jedenfalls Google)
Zurück in den Kosovo
Vorbei an einem der vielen und für Albanien so typischen Mini-Bunker (direkt neben der Straße...) ging es zurück zum Auto und in nur 70 Minuten über die neu gebaute Autobahn zurück nach Pristina. Dort war zum Glück noch einiges los, und so fanden reichlich Fleisch, Bier und Cocktails den Weg in unseren Magen. Am nächsten Morgen ging es dennoch für einen Stadtbesuch früh raus, eher Zeit für das letzte Spiel der Tour war: Dorfderby in Koretin!