NK Maribor - NK Domzale 0:0 (SI-Mobil League, 21.9.05)

Bengalische Feuer während der 2. Halbzeit Ljubljana mag die Hauptstadt Sloweniens sein, das Fußball-Zentrum liegt jedoch 120 Kilometer entfernt in Maribor. Deutlich wird dieses schon am örtlichen Stadion: Der Sportkomplex Ljudski vrt, zu Deutsch etwa "Volksgarten", gilt gemeinhin als das mit Abstand schönste Stadion des Landes. Rundherum sorgen gelbe und blaue Plastikschalen für internationalen Standard, der Blickfang schlechthin ist jedoch die pokrita tribuna, die herrlich geschwungene Haupttribüne.

Was für eine TribüneDiese ist zum Spitzenspiel der Liga endlich einmal wieder gut besucht, immerhin 3000 Zuschauer lockt die Partie des Tabellenvierten gegen den Spitzenreiter - für einen Mittwochabend durchaus ordentlich. Dass erst um 20 Uhr angepfiffen wird, ist übrigens eine Ausnahme. Der Mittwochnachmittag gilt in Slowenien durchaus als etablierter Zeitpunkt für Punktspiele und rührt noch aus der Zeit, als die Fabrikarbeiter am Nachmittag Schichtende hatten. Tatsächlich werden die übrigen vier Partien des heutigen neunten Spieltages auch schon um 16.30 Uhr angepfiffen, die Partie in Maribor dagegen ist das TV-Live-Spiel.

Während das Spiel zunächst nur vor sich hin plätschert, sorgen die Heimfans für Akzente. Die 1989 gegründeten Viole Maribor in der Südkurve (tribuna jug) sind zwar nicht sonderlich zahlreich, dafür aber laut, ausdauernd und kreativ. So gibt es zum Intro eine kleine, aber feine Herz-Choreographie, der in der 2. Halbzeit ein Spruchband in Richtung Österreich folgt: "Solidaritätt mit SV Austria Salzburg. Gegen den modernen Fussball. Tradition seit 1933" ist dort in fast perfektem Deutsch zu lesen. Garniert wird das Ganze anschließend noch mit lilanem Rauch und bengalischen Feuern.

Spruchband aus Solidarität zu Austria (Red Bull) SalzburgFünf Jahre altes Märchen

Die Spieler auf dem Platz motiviert das indes nur wenig. Zunächst ist es Domzale, aktueller Gegner des VfB Stuttgart im UEFA-Cup, die zwar besser kombinieren, im Abschluss aber harmlos sind. Gegen Ende kommen dann die Hausherren, die nun auch von der Haupttribüne lautstark unterstützt werden, besser ins Spiel. Ein Tor fällt aber auf keiner der beiden Seiten, wodurch beide Mannschaften zwar ihre Plätze verteidigen, Spitzenreiter Domzale nun aber nur noch dank des besseren Torverhältnisses die Nase vor ND Gorica vorne hat.

NK Maribor war in der Saison 1999/2000 Teil des slowenischen Choreographie zum IntroFußball-Märchens. Zunächst qualifizierte sich die Nationalmannschaft sensationell für die Europameisterschaft, dann zog NK nach und erreichte nach Siegen über Genk und Lyon nicht weniger überraschend die Gruppenphase der Champions League. Hier reichte es nach dem Auftaktsieg gegen Kiew zwar nur noch zu einem weiteren Remis, mit diesem wurde aber immerhin Bayer Leverkusen das Weiterkommen verbaut.

Ende der 90er Jahre lief Maribor zudem dem Haupstadtklub Olimpija Ljubljana den Rang ab. Zwischen 1997 bis 2003 gab es sieben Meisterschaften am Stück, ehe 2004 ein dritter und 2005 nur noch ein siebter Platz folgte. Noch bitterer erging es übrigens dem Rivalen: Olimpija ging 2005 bankrott, wurde aufgelöst und unter dem Namen Bezigrad neu gegründet.