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Ottawa führte uns ein kurzer Weg nach Montreal, der Unterschied war dennoch gewaltig: Wurden in der Provinz Ontario noch höflich sämtliche Schilder in zwei Sprachen beschriftet, galt in Quebec nur noch das Französische. Englisch? Non! Höchstens im Notfall...
Stadion am Fuß des Mont Royal
Schön ist die Millionen-Metropole dennoch, zumal wir weiterhin von der Sonne verwöhnt wurden. Nach einem Fußmarsch auf der Formel-1-Strecke, diversen Kirchen und ein wenig Shopping ging es schließlich auf den Mont Royal, der der Stadt seinen Namen gab. Von hier oben gab es das letzte Ziel unseres Kanada-Trips zu sehen: Das Percival Molson Memorial Stadium auf dem Gelände der McGill University.
McGill ist eines der ältesten Colleges in ganz Kanadas und legt entsprechend Wert auf seine Sport-Teams: Die Footballer wurden 1987 kanadischer College-Meister, das Eishockey-Team 2012, nur die Fußballer hinken etwas hinterher. Immerhin: Das Soccer-Team darf ebenfalls im großen Molson-Stadium spielen, und das alleine ist schon die Reise wert.
Elizabeth II, Sting und Olympia
Stolze 25.012 Zuschauer passen nach mehreren Erweiterungen in das schon 1915 eingeweihte Molson Stadium. Damit ist es das zweitgrößte Stadion Kanadas, in dem regelmäßig Fußball gespielt wird, übertroffen nur vom BC Place in Vancouver. Grund für die massive Kapazität sind freilich die Montreal Alouettes aus der Canadian Football League, die immerhin siebenmal Landesmeister wurden und das kleinste aller CFL-Stadion bis zur Renovierung 2009 zehn Jahre in Folge (!) bis auf den letzten Platz füllten.
Sogar eine eigene Schautafel zum Stadion gibt es am Eingang, hier mal die vielleicht interessantesten Fakten:
- Benannt nach einem im ersten Weltkrieg in Frankreich gefallenen Allround-Sportler der Uni
- in den 30er Jahren erstes Stadion Kanadas mit Flutlicht
- Prinzessin Elizabeth II. sorgte 1951 bei einer Stippvisite für volles Haus
- Zuschauerrekord: 26.191 beim Football im Jahr 1959
- Bei den Olympischen Spielen 1976 fand hier das Hockey-Turnier statt, erstmals wurde damals bei Olympia eine Entscheidung auf Kunstrasen ausgetragen
- 1982 sorgte Sting mit The Police für eine ausverkauftes Haus
Viele Bänke und ein paar Sitzschalen
Im Wesentlichen verteilen sich die Sitzplätze auf nur zwei steile Seiten: Die seit Beginn bestehende Tribüne auf der Nordseite sowie die Anfang der 60er Jahre errichtete Südtribüne. Der weitaus größte Teil ist dabei mit Bänken ausgestattet, nur in den ersten beiden Reihen finden sich rote Sitzschalen. Aber, natürlich, 19 VIP-Boxen gibt es inzwischen auch.
Das heutige letzte Match der Preseason gegen das Dawson College wollen nur 60 Zuschauer sehen, leider ist daher auch nur eine Seite geöffnet. Immerhin finden wir ein offenes Tor und gelangen so auch auf den Oberrang, die steile Tribüne gegenüber ist jedoch gut verrammelt und auch der versuchte Umweg über die Laufbahn endet nach wenigen Metern bei einem Ordner. Grmpf. Trotzdem weiß das Stadion, auch dank seiner Lage, voll und ganz zu überzeugen - erst recht, als kurz vor Schlusslicht das Flutlicht angeht. Fantastique!
Schöner Ausblick
Das Spiel ist wesentlich besser als das in Ottawa zwei Tage zuvor, es gibt fünf Tore zu sehen - darunter eines durch einen Engländer namens Alexander King - und viele nette Spielzüge. Und wenn es langweilig wurde, lohnte immer wieder der Blick auf die Tribünen des einfach nur schönen Stadions.
Für uns stand am nächsten Tag die fünfstündige Rückfahrt nach Toronto an, von wo eine Nacht später der Flieger in Richtung Amsterdam abhob. Dabei hätten wir durchaus noch länger bleiben können...