Das Ruhrgebiet hat bekanntlich die eine oder andere Stadionperle zu bieten, und in diese Reihe darf sicher auch die Anlage des MTV Union Hamborn aufgenommen werden. Klar, wir reden hier von eher kleineren Dimensionen, dafür aber von sehr schönen :-)
Tribüne als Hingucker
Tatsächlich sind an der Warbruckstraße gleich vier Vereine auf engstem Raum beheimatet, darunter auch der aktuelle Oberligist FSV Duisburg. Dessen völlig unspektakuläre Heimat grenzt direkt an den Platz des Nachbarn MTV. Jener spielt viele Klassen tiefer, verfügt dafür aber über das weitaus schönere Stadion.
Vor allem die wirklich schöne Tribüne mit ihrem ungewöhnlichen Eingangsbereich ist ein echter Hingucker und die Reise wert. Leider ließ sich absolut nichts über das Alter herausfinden. Auch wenn die Holzbänke wohl noch recht neu sind, dürfte die Tribüne an sich ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben - wie beispielsweise die völlig verrosteten Lautsprecher vermuten lassen. Wer mehr weiß, darf gerne mal schreiben :-)
WM-Teilnehmer als größter Star
Direkt neben der Tribüne finden sich auf beiden Seiten noch einige Stufen, und auch die Gegenseite ist auf der gesamten Länge mit Stufen und sogar Wellenbrechern ausgestattet. Das Fassungsvermögen von 5000 scheint mir fast ein wenig gering angesetzt - zumal auch hinter den Toren trotz fehlendem Ausbau noch Platz ist. Gesamturteil also: Sehenswert.
Nicht ganz klar ist, warum gerade hier dieses Schmuckstück steht. In seiner jetzigen Form existiert der Verein seit 1960, spielt aber seither keine nennenswerte Rolle. Der Vorgängerklub Union 02 Hamborn kickte immerhin drei Jahre in der damals erstklassigen Gauliga Niederrhein - unter anderem 1935/36 mit der einzig wahren Borussia, beide Klubs stiegen damals ab. Damaliger Star des Teams war Paul Zielinski, der es aus Hamborn zur WM 1934 in Italien schaffte und dort in allen vier Begegenungen der DFB-Elf zum Einsatz kam.
Sonne, Bier, blauer Himmel
Inzwischen spielt der Männerturnverein (sic!) in der Kreisliga A, am heutigen Donnerstag treffen die Weiß-Grünen auf die zweite Mannschaft des Nachbarn SuS Dinslaken. Wieder etwas strenger als zuletzt erlebt werden in Hamborn die Corona-Regeln beachtet: Im Eingangsbereich des Stadions besteht ebenso Maskenpflicht wie beim Betreten der Tribüne, auch das Eintragen in Namenslisten ist Pflicht. Weil am Ende aber nur gut 70 Zuschauer anwesend sind, wird alles recht locker gehandhabt.
Der Kick ist recht ordentlich und sogar etwas unterhaltsam, zumal Hamborn in der letzten Viertelstunde aus einem 1:2-Rückstand noch einen Sieg macht. Und weil auch die Spieler recht locker sind und teilweise während des Spiels mit ihren Freunden auf der Tribüne kommunizieren ("Bruchst du ne neue Brille?" - "Halt die Fresse"), geht es insgesamt gemütlich zu.
Insgesamt steht ohnehin das heutige Fußball-Erlebnis im Vordergrund: Der blaue Himmel, die tief stehende Sonne, die schicke Tribüne und die Flasche Pils in der Hand beweisen, dass Fußball auch in beschissenen Zeiten noch schön sein kann.