Australiens Ostküste ist etwas plump ausgedrückt ein 3000 Kilometer langer Sandstrand mit teilweise verrückten Städten und dem Great Barrier Reef als großartigem Begleiter. Immer diese Küste entlang führte uns unser kleiner Roadtrip von Sydney bis hinauf in das tropische Cairns. Der Urlauber in mir hatte gegenüber dem Groundhopper die Oberhand behalten.
Und so spielte der Fußball, passend zu Australien, drei Wochen lang nur eine Nebenrolle. Was ich im übrigen - kurzer Gruß an die Groundhopping-Polizei - ganz hervorragend mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Wäre ja noch schöner.
Noch ein Newcastle United
Rollen durfte der Ball freilich dennoch. Das erste Mal in Newcastle, gut 160 Kilometer nördlich von Sydney. Dort also, wo alles und jedes nach Captain John Hunter benannt ist, der 1787 mit der "First Fleet" auf den fünften Kontinent gekommen war: Der Hunter River, das Hunter Valley, diverse Hunter Streets und natürlich die gesamte Hunter Region. Letztere ist auch für den derzeitigen Namen des Stadions von Erstligist Newcastle Jets verantwortlich, das aktuell mal keinen Sponsoren-Namen trägt.
Hausherr im Hunter Stadium sind - neben dem Rugby-Team Newcastle Knights, versteht sich - die Fußballer der Newcastle Jets. Ursprünglich hieß der Klub tatsächlich Newcastle United. Das führte wenig überraschend für die eine oder andere Verwechslung, und so nahm der Klub bald das "Jets" in seinen Namen auf - in Anlehnung an die nahe Militärbasis der Royal Australian Air Force. Im Klublogo tauchen seither drei F/A-18 Hornet-Kampfflugzeuge auf. Wer's braucht...
Never Tear Us Apart!
2008 wurden die Jets sogar Meister, in diesem Jahr dümpelt der Klub dagegen am Tabellenende der A-League herum. Und so ist es kaum überraschend, dass am heutigen Sonntag nur noch 6888 Zuschauer kommen, um das Duell mit dem von gerade einmal 10 Fans unterstützten Titelkandidaten Adelaide United zu sehen. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass fast zeitgleich das Traum-Finale der Cricket-WM zwischen Australien und Neuseeland im TV läuft, das weltweit eine Milliarde (!) Menschen verfolgen (und von Australien gewonnen wird).
Richtig Stmmung kommt eigentlich nur auf, als zum Einlaufen der INXS-Song "Never Tear Us Apart" gespielt wird - eine Tradition in Newcastle. Auch von den Fans der "Squadron Novocastria" ist nicht viel zu hören, und so plätschert das Spiel bei etwa 25 Grad vor sich hin. Schade eigentlich.
Picknick hinterm Tor
Erfreuen kann dagegen das 1970 von Queen Elizabeth II eröffnet Hunter Stadium. Nach zahlreichen Erweiterungen passen heute 33.000 Fans in das Viereck, erst im Januar 2015 fanden hier vier Spiele der Asienmeisterschaft statt. Darunter war auch das Halbfinale des Gastgebers und späteren Gewinners Australien gegen die VAE (2:0), vor dem es wegen der geringen Kapazität Forderungen gegeben hatte, das Spiel nach Sydney zu verlegen.
Auffallend sind besonders die Grashügel hinter beiden Toren, auf denen allen voran Familien ihre Decken ausgebreitet haben und das Spiel in einer Picknick-Atmosphäre verfolgen. Die Pläne zur Umwandlung in Sitzplätze liegen allerdings schon in der Schublade. Auf den Längsseiten ragt jeweils eine Tribüne mit zwei Etagen hervor, deren Sitzschalen ganz in Blau und Rot gehalten sind. Insgesamt ein hübsches kleines Ding, das Hunter Stadium.
Nach dem knappen 1:0 des Favoriten aus Adelaide geht es für uns zurück auf die linke Spur des Bruce Highway und noch für gut zwei Stunden in Richtung Norden bis Port Macquarie. Mit kurzer Hose und barfuß. Großartig.