Sporting Braga - Benfica Lissabon 3:2 (19.11.05)

Das Estadio Municipal de Braga Wohl kaum ein Stadion hat während der EM 2004 in Portugal für so viel Diskussionen unter Fußballfans gesorgt wie das Estadio Municipal de Braga. Von "architektonischer Meisterleistung" bis "absolut fanunfreundlich" reichten die Beurteilungen über das in Stein gehauene Werk des Architekten Eduaro Souto Moura. Ein Stadion also, das polarisiert. Und allein das ist doch schon eine Auszeichnung, möchte man meinen.

Seit der EM, genauer schon seit der Eröffnung am 30. Dezember 2003, nutzt der portugiesische Erstligist Sporting Braga das Stadion - und scheint durch die neue Umgebung durchaus beflügelt. Der 1921 gegründete Verein, der abgesehen von einem Pokalsieg aus dem Jahr 1966 einen leeren Trophäenschrank vorzuweisen hat, erlebt derzeit einen ungeahnten Aufschwung. Nach zehn Spieltagen hat der SC erst eine Niederlage und 23 Punkte auf seinem Konto und empfängt somit als überraschender Tabellenführer den Altmeister Benfica Lissabon. Ausverkauft ist das Stadion dennoch nicht: Bei Preisen ab 40 Euro für Nichtmitglieder sind es am Ende Gerissene Blockfahne der Braga-Fansgut 25.000 Zuschauer, die auf den beiden Tribünen Platz nehmen.

Drei Tore in fünf Miunten

Zum Einlaufen bieten die Heimfans, deren aktiver Teil sich auf zwei gegenüberliegende "Ecken" des Stadions verteilt, jeweils eine Blockfahne. Diejenige auf der Gegentribüne steht unter dem Motto "365 Dias...1 Clube...1 Amor...Uma Cidade", reißt aber leider schon nach wenigen Sekunden.

Nach dem Anpfiff dürfen zunächst die etwa 1500 Fans im Gästeblock sowie die zahlreichen Benfica-Anhänger in den restlichen Sektoren jubeln: Nach 20 Minuten bringt Anderson seine Farben per Kopf in Führung. Erst nach der Pause dreht Braga auf und kommt durch Cesinha in der 67. Minute zum 1:1. Turbulent wird es in der Schlussphase, in der Bevacqua zunächst die scheinbare Entscheidung zu Gunsten der Hausherren bringt (87.). In der Nachspielzeit gleicht Nuno Gomes per Handelfmeter wieder aus, ehe quasi im Gegenzug erneut Bevacqua mit dem 3:2 den Schlusspunkt unter eine abwechslungsreiche Partie setzt. Der Höhenflug des SC hält also an.

Gerissene Blockfahne der Braga-Fans "Tribüne wächst aus dem Felsen hervor"

83 Millionen Euro hat das Estadio Municipal de Braga gekostet und damit einen "neuen Impuls in verlassender Gegend" gesetzt, wie die Zeitschrift für Kultur "du" meint: "Das Stadion stiftet eine neue Beziehung zwischen Baukunst und Landschaft (...) Die Westtribüne steht noch nicht einmal auf eigenen Füßen, sondern wächst buchstäblich aus dem Felsen hervor". Dass dabei herausgesprengte Steine des Monte Castro für den Bau der Tribünen verwendet wurden, versöhnte zumindest die Naturschützer. Bewahrer der Fankultur beklagen dagegen den Verlust der klassischen Fankurven hinter dem Tor. Architekt Souto Moura war jedoch der Ansicht, Fußball werde "von links nach rechts gespielt, nicht von oben nach unten."

Allen Diskussionen zum Trotz bleibt das Stadion anders als so viele seiner Kollegen eindrucksvoll im Gedächtnis haften. Sei es die angeblich größte Anzeigetafel der Welt, die "Wäscheleinen" zwischen den Tribünendächern oder einfach der unvergleichbare Gesamteindruck - das Estadio Municipal de Braga ist für jeden Fußballfan eine Reise wert.