FSV Oggersheim-Ludwigshafen - 1. FC Saarbrücken II 2:1 (Oberliga Südwest, 15.10.06)

Stehplätze in rauhen Mengen Werner Skrentny geht in seinem Werk Das Grosse Buch der Deutschen Fussball-Stadien einem interessanten Gedanken nach: Was wäre, wenn 1963 nicht sportliche Gründe, sondern alleine die Größe des Stadions über die 18 Bundesliga-Plätze entschieden hätte? Klubs wie Schalke 04 (Platz 22), der 1. FC Kaiserslautern (31.) oder auch Borussia Mönchengladbach (20.) hätten im Rennen um die begehrten Plätze keine Chance gehabt. Dafür wäre ein anderer Verein ohne große Mühe in die Eliteliga aufgenommen worden: Tura Ludwigshafen! Der nämlich spielte zu diesem Zeitpunkt im Südwest-Stadion, mit einem Fassungsvermögen von 75.000 damals nach dem Berliner Olympiastadion die Nummer zwei in Deutschland!

Bekanntermaßen kam es anders. Tura Ludwigshafen und auch alle anderen Vereine der Stadt schafften nie den Sprung in die höchste Klasse, sodass das riesige Rund stets Untermieter aufnehmen musste. Von 1985 bis 1989 trug hier sogar Nachbar Waldhof Mannheim seine Bundesliga-Heimspiele aus - also der große Rivale von der anderen Seite des Rheins, aus einem anderen Bundesland. Seine Glanzzeit erlebte das weite Rund aber in den 50er und 60er-Jahren, als zahlreiche Endrundenspiele um die Deutsche Meisterschaft hier stattfanden. Aus dieser Zeit datiert auch der Zuschauerrekord: 83.000 sahen am 31. Mai 1956 das 0:1 zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem Karlsruher SC.

Blockfahne des ChemiestadtinfernoOggersheim haucht dem Riesen wieder Leben ein

Nach der Rückkehr des SV Waldhof nach Mannheim sah das Süwest-Stadion kaum noch Fußball - zuletzt sogar gar keinen mehr. Ein Schicksal ähnlich dem Berliner Poststadion drohte, ehe der kleine Stadtteilklub FSV Oggersheim um die Ecke kam. 2004 stiegen die Rot-Schwarzen in die Verbandsliga auf, nur ein Jahr später folgte der Sprung in die Oberliga. Im gleichen Moment folgte auch der Abschied aus der nicht oberligatauglichen Oggersheimer Bezirkssportanlage - und plötzlich hatte das für 30.000 Zuschauer zugelassene Südwest-Stadion wieder einen Mieter. Auch nominell unterstrich der Klub seine Ambitionen auf die Führungsrolle in der Stadt und fügte seinem provinziell und nach Saumagen klingenden Namen ebenso wie dem Logo ein stolzes "Ludwigshafen" hinzu.

Und tatsächlich scheint der Aufschwung beim FSV noch nicht gestoppt. Im zweiten Oberliga-Jahr führt der Klub nach zehn Spieltagen die Tabelle an, selbst die Regionalliga scheint nicht mehr unmöglich. Auf dem Weg dahin wartet aber zunächst die zweite Mannschaft des 1. FC Saarbrücken, die sich weder von der Tabelle noch vom imposanten Stadion beeindrucken lässt und kurz vor der Pause in Führung geht. Noch kürzer vor der Pause ;-) jedoch gelingt der Ausgleich, der den FSV im zweiten Durchgang zu einem kleinen Sturmlauf veranlasst. Die Belohnung folgt in der Nachspielzeit, als der eingewechselte David Jansen per Kopfball die nur 400 Zuschauer (keine erkennbaren Gäste) in einen Freudentaumel versetzt.

Chemiestadtinferno sorgt für Stimmung

Für eine positive Überraschung sorgt auch eine kleine, aber feine Fanszene bei den Gastgebern. Unter dem Namen "Chemiestadtinferno" tritt ein Fanklub auf, dessen Mitglieder zwar (zumindest heute) an zwei Händen abzuzählen sind, die dafür aber zum Intro eine durchaus groß zu nennende Blockfahne in Rot und Schwarz sowie mit der Aufschrift "FSV 1913" zeigen. Auch während der 90 Minuten lässt die kleine Gruppe immer wieder von sich hören - nicht zuletzt nach dem Goldenen Tor in der Nachspielzeit.

Der Rost setzt an Die Haupttribüne Aus Trümmerschutt erbaut