Benfica und Sporting kennt jeder, Belenenses ist häufig auch noch ein Begriff. Doch wer spielt in Lissabon eigentlich die vierte Geige?
Die Antwort lautet wohl am ehesten: Der Clube Oriental de Lisboa. Wie der Name verrät, stammt der heutige Drittligist aus dem Osten der Stadt und darf auf eine durchaus bewegte Vergangenheit zurückblicken.
"Mais que um Clube... una paixao"
Auf immerhin sieben Erstliga-Jahre bringt es der 1946 aus einer Fusion entstandene Verein, seit 1975 wartet der Klub allerdings vergebens auf eine Rückkehr ins Oberhaus. 1950/1951 reichte es sogar zu Rang fünf, der besten Platzierung der Vereinsgeschichte. Aktuell führt Oriental seine Dritteliga-Staffel an und hat zudem im Pokal die zweite Runde erreicht, wo nun Aliados Lordelo zu Gast ist.
Der 3650 Zuschauer fassende
Campo Engenheiro Carlos Salema liegt in dem, nun ja, wenig attraktiven Viertel Marvila und zudem ein wenig versteckt. Kommt man von der falschen Seite, verrrät einzig der nicht gerade originelle Spruch "Mais que um Clube... una paixao" auf einer weißen Mauer, dass sich dahinter ein Fußballplatz befindet.
Pralle Sonne, kaum Schutz
Hat man den Eingang gefunden und passiert, läuft man auch schon gegen die nächste Wand, die eigentlich eher ein Denkmal ist: Auf der Vorderseite erinnern Portugal-typische Fliesen an die dank seiner Vorgängerklubs über 100-jährige Geschichte des Vereins, auf der Rückseite wird dem Ex-Spieler und - Funktionär Antonio Leitao gedacht.
Der Campo ist klein und fein und bietet sogar einen Blick aufs Meer, hat nur einen Nachteil: Schatten spendet einzig die Haupttribüne, und die ist nur für Mitglieder vorgesehen - was mich zum ziemlich einzigen Zuseher in der prallen Sonne machte. Kurz vor der Pause hatte der zuständige Ordner immerhin ein Einsehen, pfiff zu mir herüber und ließ mich mit einem Grinsen gewähren. Obrigado.
Auch Chiquinho kann nicht helfen
Etwa 300 Zuschauer tummelten sich im Rund, etwas überraschend drückten auch etwa 30 zumeist ältere Herren dem Gast aus dem nordportugiesischen Lordelo die Daumen. Das lautstarke Gezetere nützte den Gästen aber ebenso wenig wie ihr Mittelfeldspieler Chiquinho, der ähnlich wie der Ex-Gladbacher den mit seinem klangvollen Namen verknüpften Erwartungen kaum gerecht wurde.
So rettete Oriental am Ende einen knappen 1:0-Vorsprung über die Zeit, was mir durchaus entgegen kam. Zwar hätte auch eine Verlängerung locker in den Zeitplan gepasst, so aber konnte ich entspannt die wenigen Kilometer zum Estadio Alvalade zurücklegen, wo am Abend ebenfalls der Ball rollen sollte.