VfL Osnabrück- Borussia 2:1 (2. Runde DFB-Pokal, 25.10.06)

Sven Körber gibt alles Dies hätte ein rundum schöner Bericht werden können. Von einem Pokalspiel, wie es im Buche steht. Von einem ausverkauften, engen Stadion alter Bauweise. Von der magischen Wirkung des Flutlichts. Von lustigen Halbzeitspielen mit Bierfass schleppen und Wetttrinken. Von der guten Stimmung im Gästeblock. Und natürlich vom dem allseits bekannten Gladbach-Fan, der vor Spielbeginn mit einer Fahne in der Hand auf das Spielfeld rannte, zwei protestierenden Ordnern "einen mitgab", im Mittelkreis die Spieler motivierte und anschließend unbehelligt wieder in den Block klettern durfte.

Wird es aber nicht. Die eigentliche Geschichte dieses Abends beginnt erst in der 88. Minute. Als klar wird, dass die Borussia das Spiel verloren hat, kippt die Stimmung im Gästeblock - von hoffend über verzweifelt hin zu aggressiv. Der aufgestaute Frust vieler sinnloser Fahrten entlädt sich in den letzten Minuten in Gesängen wie "Wir können uns selber verarschen", "Wir haben die Schnauze voll" und "Warum spielt ihr auswärts so scheiße?". Beim Gang in die Kabinen fallen sämtliche Schimpfwörter dieser Welt, und schnell ist klar, dass damit der Abend noch nicht beendet ist. Denn irgendwann reißt auch dem genügsamsten Fan der Geduldsfaden.

"Wir woll´n die Loser sehen"

Die Zuschauer, sie harren ausEine Busblockade kann zwar von einer Reihe Polizisten verhindert werden, etwa 300 Gladbacher harren trotzdem aus und fordern eindringlich "Wir woll`n die Loser sehen". Nach einer halben Stunde ist es soweit: Taktisch geschickt fangen Oliver Neuville, Kasey Keller und Peer Kluge die erste Wut ab, ehe der Rest der Mannschaft folgt und sich dem wütenden Mob stellt. Zumindest das muss man anerkennen. Die Spieler dürfen sich einige passende und nicht eben leise vorgetragene Worte anhören, ringen nach Erklärungen, während Geschäftsführer Schippers kurzerhand verkündet, "wir bezahlen nächstes Jahr den Sonderzug nach Rostock". Ein große Hilfe ist das nicht. Wenig später ist der Spuk vorbei, die reisende Meute macht sich mal wieder enttäuscht auf den Weg nach Hause.

Es ist einfach nur traurig, wie leichtfertig die Borussia wieder einmal das Kapitel DFB-Pokal abgeschrieben hat. Wer in diesem allen Kritikern zum trotz genialen Wettbewerb ein Rolle spielen will, muss ganz einfach in Osnabrück gewinnen. Natürlich ist es auch Pech, dass Gladbach wie schon in Bremen und Berlin einen Treffer der Marke "Tor des Monats" hinnehmen muss. Natürlich hatte Borussia mehr vom Spiel. Natürlich saßen einige Stammspieler auf der Bank (warum eigentlich?). Die Ideenlosigkeit im Offensivspiel ist dennoch erschreckend. Ohne überraschende Einfälle fallen keine Tore. Und ohne Tore sind die Träume von Berlin leider einmal mehr ausgeträumt. Fast ein Jahr lang sind wir nun wieder nur Zuschauer - und der Borussia-Park muss weiter auf sein erstes Pokalspiel warten.