Ein wenig komisch war das schon: Zwar stand nach Paderborn alles andere als eine Weltreise auf dem Programm, doch der Wecker klingelt dennoch schon um 7.30 Uhr, als draußen noch völlige Dunkelheit herrschte. 13 Uhr als Anstoßzeit eines Profispiels ist schon arg grenzwertig...
18 Monate nach dem letzten Spiel im alten
Hermann-Löns-Stadion stand nun also endlich die neue Arena des SCP auf dem Programm. Nach drei Stunden im Zug und zehn Minuten im Shuttle-Bus - wo das Gesprächsthema mehrerer Paderborner tatsächlich die Mönchengladbacher Borussia war - war das lieblose Gewerbegebiet mitsamt seinem neuen Stadion erreicht. Für erschwingliche neun Euro ging es hinein ins Vergnügen.
Viele Stehplätze, aber "holländische" Bauweise
Tja, was soll man zur der Arena mit dem inzwischen schon zweiten Namen sagen? Positiv auf alle Fälle: Es gibt massig Stehplätze (beide Hintertorseiten!), und das Fassungsvermögen wurde mit 15.000 angenehm bescheiden und damit klug gewählt.
Und doch gefällt mir das Stadion irgendwie nicht. Etwas lieblos von außen, von innen irgendwie steril. Und dann ist da noch die besonders aus Holland bekannte Abart, die ersten Tribünen-Reihen in vier Metern Höhe beginnen zu lassen, um möglichst viele und große Werbebanden davor zu platzieren. Mein zugegeben nicht besonders ausgeprägtes Gefühl für Ästhetik sagt mir, dass die Ränge möglichst bis an die Grasnarbe führen sollten.
100 Gästefans, viele Proteste, ein Tor
6054 Zuschauer wollen sich das Mittelfeldduell nicht entgehen lassen, darunter etwa 100 mitgereiste Franken. Während letztere mit zahlreichen Fahnen und Gesängen überzeugen, konzentriert sich der aktive Teil der Heimseite sehr stark auf Proteste gegen Vizepräsident Martin Hornberger. Über die Hintergründe könnte ich an dieser Stelle nur spekulieren, daher lasse ich es lieber gleich. Allerdings sei angemerkt, dass zumindest in meiner Umgebung viele SCP-Fans kein Verständnis für die "Hornberger raus"-Rufe hatten.
Auf dem Spielfeld geht es eher mäßig zu, besonders die Gäste enttäuschen völlig. Ein Tor von Mahir Saglik in der 31. Minute macht schließlich den Unterschied und lässt die mit dem Ziel "Klassenerhalt" gestarterten Hausherren schon deutlich vor der Winterpause die 20-Punkte-Marke knacken.
Bleibt der Blick auf die DJ-Ötzi-Hitmix-Wertung:
Die Setlist des SC Paderborn:
1. John Farnham - You're the voice. Guter Auftakt! Lange nicht mehr gehört, den 80er-Klassiker. Schöne Aussage übrigens: Make a noise and make it clear!
2. Asia - Heat of the moment. Wir bleiben im Jahrzehnt, werden aber etwas eintöniger. Ist ganz nett, aber ich sag mal so: Im Radio würde ich umschalten.
3. Katrina and the Waves - Walking on Sunshine. Hurra, wir haben gute Laune. Und sei es im grauen November-Nieselregen von Paderborn.
4. Blues Brothers - Everybody needs somebody. Auch wenn ich die Blues Brothers nicht - wie andere - vergöttere: Gute Musik liefern sie zweifellos.
5. J. Geils Band - Centerfold. Die Reise durch die 80er geht weiter. Schon 1000 mal gehört - Interpret und Titel musste ich trotzdem ergoogeln...
6. Queen - I want it all. Queen im Stadion, aber nicht das abgenutzte We are the champions?? Allein das gibt einen Extrapunkt!
7. Madison Band - Paderborn Song. Stücke nur über Städte gibt es viel zu wenige. Wer schreibt den ersten über Mönchengladbach?
8. The White Stripes - Seven nation army. Ist und bleibt ein guter Song, egal wie viele Vereine ihn auch noch spielen werden...
9. Wounded Knee - Helden geben niemals auf DIE SCP-Hymne. Wird bei mehrfachem Hören immer besser. Haben ja auch die Puhdys komponiert.
10. AC/DC - Highway to Hell. Auch wenn ich zu den Australiern irgendwie nie Zugang gefunden habe - zweifellos ein Klassiker.
Fazit: Sehr 80er-lastig plus ein wenig Lokal-Kolorit. Bedeutet: Eine ordentliche, glatte 3. Zum Gesamtstand.