FC Parma - AS Cittadella 1:0 (Serie B, 19.12.2008)

Das Stadio Ennio Tardini in Parma

"Drei Dinge haben Parma berühmt gemacht: Schinken, Käse und der AC." So oder so ähnlich könnte in Anlehnung an eine uralte Bökelberg-Werbung (Stichwort: Hannen) ein Werbeslogan im Stadio Ennio Tardini lauten. Denn tatsächlich hat der heutige Zweitligist einst in Europa für Furore gesorgt: Die drei Europapokalsiege zwischen 1993 und 1999 sind wahrlich beeindruckend. Dann jedoch brach der Muttergesellschaft der Parmalat-Konzern zusammen. Seither steigert eher wieder der Parmeser Parmesaner Parmasit in Parma geborene Giuseppe Verdi den Bekanntheitsgrad der Stadt.

Boys Parma im Stadio Ennio Tardini
Womit wir elegant beim Fußball wären. Denn was dröhnt beim FC Parma zum Einlaufen der Mannschaften aus den Lautsprechern? Natürlich der Triumphmarsch aus Aida. Also genau wie bei unzähligen anderen Vereinen in Europa (und einst auch am Bökelberg) - aber nirgends ist dieses Intro so berechtigt wie hier.

Nur Salernitana und Bari mit mehr Zuschauern

Erst kurz vor besagtem Triumphmarsch füllt sich auch das Stadion, in dem einst große Europapokal-Schlachten geschlagen wurden. Die Zeiten sind freilich vorbei. Gerade einmal 9300 Tifosi sammeln sich schließlich im Viereck, womit der FC aber noch gut bedient ist. Zum Vergleich: Die Serie B meldet in dieser Saison einen mageren Schnitt von 5133, vor sechs Jahren war es noch gut 10.000. Parma kann aktuell immerhin auf 10.127 verweisen, mehr Zuschauer haben nur Salernitana und Bari.

Vielleicht aber hat auch die Stadionuhr Schuld am späten Erscheinen - die nämlich geht immerhin sechs Minuten nach. Damit liefert sie aber noch immer mehr Informationen als die benachbarte Anzeigetafel, auf der 90 Minuten lang Werbung zu sehen ist. Aufstellungen? Auswechslungen? Spielstand? Wohl nicht so wichtig.

Haupttribüne im Stadio Ennio Tardini in Parma
Ansonsten ist das 1923 als Stadio Comunale di Parma eröffnete und später nach einem verstorbenen Präsidenten benannte Stadion aber den Besuch wert. 28.783 Zuschauer können sich auf den Sitzschalen nieder lassen, ins Auge fallen besonders die hohen und eigenwillig geschnittenen Hintertortribünen. Die Parma-Ultras im Norden sind recht engagiert bei der Sache und zeigen zum Intro u.a. einen blau-gelben Weihnachtsbaum mit ein paar Geschenken (---> Video der Boys Parma). Die 50 mitgereisten Fans aus Cittadella halten so gut es geht dagegen, pöbeln auch ein wenig gegen die Ordner und brennen während des Spiel etwa 10 Mini-Bengalos (oder besser: Riesen-Wunderkerzen ab), die sogar aufs Spielfeld fliegen. Bis auf ein paar pfeifende Heimfans interessiert der Zwischenfall aber niemanden.

Hausherren gewinnen in Unterzahl

Auf dem Rasen fällt zunächst auf, dass fast ausschließlich Italiener im Einsatz sind: Bei Parma kommen 20 der 25 Spieler im Kader aus dem Land des Weltmeisters, bei Cittadella sogar 27 von 29. Den Vergleich mit Deutschland wage ich lieber nicht. Bei Parma von Anfang an dabei sind auch der ehemalige Livorno-Held Cristiano Lucarelli und dessen Bruder Alessandro. Ersterer erinnert irgendwie an Luca Toni: Groß, fallsüchtig, ständig am Meckern. Das einzige Tor des Tages bleibt dann auch dem eingewechselten Alberto Paloschi vorbehalten, der kurz vor Schluss für die seit der 37. Minute dezimierten Hausherren (Rote Karte) trifft.

Die Erleichterung ist groß, die Hoffnung auf den Wiederaufstieg wieder da. Vielleicht also wird die Stadt Parma schon bald auch wieder durch ihren Fußballklub für Schlagzeilen sorgen - und nicht nur durch Schinken, Käse und Giuseppe Verdi...

Fans von AS Ctittadella in ParmaProtestierende Ultras vom FC ParmaParma