FC St. Pauli - Borussia (5.3.01)

Wenn Jungs verliebt sind, tun sie manchmal gar wunderliche Dinge: Da werden die eigenen Initialien plus die der Angebeteten in unter Naturschutz stehende Bäume geritzt, manche verkaufen ihre Pornosammlung oder fangen an, sich täglich die Zähne zu putzen. Tja, oder man fragt seine Freundin, ob die nicht Lust hätte, die glorreiche Borussia in den hohen Norden zu begleiten.

Dass dies einschneidende Veränderungen in den schon automatisierten Auswärtstourenverlauf mit sich bringt, dürfte klar sein. Vorbei die Zeiten, als man total benebelt unflätige Lieder über die verschiedenen Sexualpraktiken mit Tieren schmetterte, keine mit "Praline"- oder "Wochenend"-Models zugeklebten Fensterscheiben, aus die Maus mit oben ohne rumpogen auf Parkplätzen. Selbst bei der Musikauswahl wollen die Mädels mitreden: Frau: "Was hören wir denn da für Musik?" - Mann: "Äj, ja, Onkelz?" - "Böhse Onkelz? Die ganze Zeit???" - "Klar, warum nicht?" - "Da ich mir so was schon gedacht hatte, habe ich ein paar Alternativen mitgebracht" - "Alternativen?? Äh, ja...toll! (oh Nein!)" - "Ja, zum Beispiel das Madonna Album oder den Dirty Dancing Soundtrack..." Bei dieser Auswahl einigte man sich dann aufs Radio - soviel zu den negativen Folgen der Emanzipation (gibts überhaupt positive?).

Neben unserer Autobesetzung waren noch gut 2500 weitere Gladbacher im Gästeblock des seit langer Zeit wieder ausverkauften Millerntores, die eine "15:30"-Choreo auf der Tribüne bewundern durften, während die Paulifans auf der Gegengeraden versuchten, mit Hilfe von mit "Pro 15:30" bedruckten Luftballons den DSF-Kameras die Sicht zu verdecken. Ergänzend dazu wurden einige von Preußen 93 verteilte Spruchbänder a la "Samstag ist unser Fußballtag" hochgehalten - schön, wenn rivalisierende Fangruppen für so eine wichtige Sache zusammenarbeiten.

In Hälfte 1 zeigten beide Mannschaften, dass sie zurecht auf Aufstiegskurs sind, hochkarätige Chancen waren jedoch Mangelware. Umso überraschender die Gladbacher Führung durch Korzynietz, dessen abgefälschter Schuss vom Innenpfosten ins Tor kullerte. Nach der Pause machte St. Pauli soviel Druck, dass nur selten Entlastungsangriffe den Hamburger Strafraum erreichten. Tja, und hätte Konetzke, die Personifizierung des unterdurchshnittlichen Zweitligafußballers, in der 78. Minute nicht nur den Pfosten getroffen, wäre wohl ein Unentschieden das für beide Mannschaften (verdiente) Ergebnis gewesen. Aber Marcel Ketelaers Daumendrücken schien zu helfen, zumal van Houdt kurz vor Schluss einen Konter zum 0:2 Endstand abschloss. Auch wenn Hans Meyer es nicht gerne hört, ein großer Schritt Richtung 1. Liga war gemacht. Wie sagte doch ein Gladbacher nach Spielschluss zu unserem SKB Moosen: "Tja, Siggi, nächste Saison wohl wieder Erstligastress!". Wollen wir es hoffen! (AF)