Racing Mechelen - RFC Tournai 1:1 (3e nationale A Belgien, 15.8.2013)

Vankesbeeck Stadion in Mechelen

Wenn im Fanshop eines Vereins ein T-Shirt hängt, auf dem die Tribüne seines Stadions zu sehen ist, ist das immer ein gutes Zeichen. Kaum vorstellbar, dass der VfL Wolfsburg seine Haupttribüne auf einen Fanartikel drucken würde. Oder 1899 Hoffenheim sein aus dem Boden gestampftes Stadion. Und auch in Mönchengladbach, seien wir ehrlich, würde eher der Bökelberg den Weg aufs Textil finden als der Borussia-Park.

Eine Tribüne zum Verlieben
Im Fanshop des KRC Mechelen, der genau genommen ein Sechs-Quadratmeter-Container ist, hängt so ein Shirt. In Schwarz und in Grün. Auf der Brust prangt ein Bild der einfach nur sehenswerten Tribüne, darunter der Spruch. "Waar een wil is, is een weg“. Jener Spruch, der in großen Lettern auch über den Spielertunnel geschrieben und so etwas wie das Motto des Klubs ist.

24, nicht 25: Immer einer weniger

Einen Weg gab es immer für Racing, meist jedoch nur eine Nebenstraße. Denn obwohl ein paar Monate älter als der ewige Rivale KV, spielt der KRC nur die zweite Geige im fußballbegeisterten Mechelen. Eine Vizemeisterschaft 1952, das wars. Für den Stolz bei Racing sorgte die Historie: Die Stammnummer 24, Ausdruck großer Tradition, wird auf jede Eintrittkarte gedruckt. Was dort nicht steht, aber jeder weiß: Der gelb-rote Nachbar, immerhin viermaliger belgischer Meister, hat nur die Nummer 25.

Auch ein schöner Rücken kann entzücken
Und dann ist da eben noch das Stadion. "Mit einer Kapazität von 13.687 ist es das neuntgrößte des Landes und das größte der dritten Liga“, steht im Wikipedia-Artikel über das Oscar Vankesbeeck Stadion. Und dann folgt, natürlich, der Satz: "Der Rivale KV Mechelen spielt in der ersten Liga, sein Stadion hat mit 13.123 aber eine geringere Kapazität.“ Nur damit es keiner vergisst.

Old school, Baby

Prunkstück des Stadions ist die erwähnte Haupttribüne an der Nordseite. Der wuchtige Bau erhebt sich oberhalb von etwa zehn Stufen und dominiert allein schon durch seine Größe das Gesamtbild der Anlage. Errichtet wurde die Tribüne als Folge eines Großbrandes, bei dem 1947 der Vorgänger und auch das Vereinsarchiv vernichtet wurden. Ein Jahr später wurden die Stehränge auf der Gegenseite überdacht, wirklich viel verändert hat sich seither nicht. Old school, Baby!

Hier entlang zum KRC Mechelen
Benannt ist das Stadion nach einem ehemaligen flämischen Politiker, der zwischen 1937 und 1943 dem belgischen Fußballverband vorstand und in Mechelen als Schöffe wirkte – ehe er 1941 durch die deutschen Besatzer abgesetzt wurde. 1942 wurde Oscar Vankesbeeck von der Gestapo verhaftet, ein Jahr später starb er an den Folgen einer Lebererkrankung, die er sich in der Gefangenschaft zugezogen hatte. Nicht nur das Stadion, auch eine Straße und Brücke in der unmittelbaren Nachbarschaft tragen heute seinen Namen.

Balkon mit Aussicht

Einen Blick wert ist auch die Rückseite der Tribüne, in deren Mauerwerk das übergroße Wappen des Vereins gehämmert wurde, sowie das Eingangstor. „KRCM“ steht in großen Buchstaben über dem Einlass, bei Abendspielen wie heute leuchten die vier Buchstaben sogar in den Nachthimmel im Bemühen, Passanten und Autofahrer in die kleine Nebenstraße zu locken. Was heute ganz gut gelingt: Etwa 1300 Zuschauer wollen den Auftakt der neuen Saison sehen.

Vankesbeeck Stadion
Der Großteil davon steht auf den Stufen vor der Tribüne, hinter dem Tor – oder auf den Balkonen des angrenzenden Hochhauses, die eine perfekte Sicht bieten. Sogar eine Zaunfahne flattert dort. Regelmäßig gesungen wird auch, meist übrigens in Englisch. Oh ja, dieser Klub hat Potenzial, wie sich nicht zuletzt 2005 zeigte, als nach dem Zwangsabstieg des KV plötzlich das Derby anstand und es, nun ja, nicht eben ruhig blieb.

Langsamer Abstieg vorerst gestoppt

Da auch die Gäste des RFC Tournai, von 2007 bis 2011 noch Zweitligist, immerhin 45 Fans im Gepäck haben, entwickelt sich an diesem lauen Sommerabend sogar so etwas wie Stimmung. Jubeln dürfen beide Seiten am Ende je einmal - ein guter Start in die Saison sieht anders aus. Und so werden die Racing-Supporter von der großen Fußball-Welt weiter nur träumen können. 1990 war ihr Klub letztmals Erstligist, dann ging es abwärts, zwischendurch sogar bis in Liga vier.

Einziger Vorteil der langen Talfahrt: Das Stadion blieb unangetastet. Und prangt heute auf T-Shirts.

Einfach gut: das Vankesbeeck Stadion  Fans von Racing Mechelen mit Zaunfahnen  Exklusiver Blick

Das Vankesbeeck Stadion von Racing Mechelen