Bahnradsport war einmal ein echt großes Ding in Deutschland - nicht zuletzt in Mönchengladbach. Stolze 10.000 Zuschauer strömten 1950 zur "Jagd in der Nacht" in den Volksgarten, wo Vereine wie Möwe Lürrip, Concordia, Staubwolke und Schwalbe die 400 Meter lange Radrennbahn nutzten. Von all dem Glanz ist heute nicht viel geblieben.
Immerhin: Die Radrennbahn steht noch. Und auch wenn 1991 der Belag entfernt und das Oval anschließend der Natur überlassen wurde, lässt sich die Vergangenheit noch erahnen. Denn auf den beiden Geraden ist noch immer eine breite Asphaltbahn zu sehen, in den Steilkurven dagegen sind die Hänge längst zugewachsen. Zumindest der Fußweg oberhalb dieser Kurven ist aber noch begehbar.
ACAB beim Polizei SV
Für den Stadionfreund von heute ist die Radrennbahn an der Carl Diem Straße somit ein kleines Fest, dessen Höhepunkt freilich die Haupttribüne ist. Auch diese bröckelt an allen Enden, aus den Kellerräumen rieft es muffig, alle vier Seiten sind mit Graffiti übersät - aber das Ding steht noch, und das ist die Hauptsache.
Genau genommen tragen die bunten Graffiti sogar ein wenig zum Charme der Tribüne bei - auch wenn das paradox klingt. Und ein bisschen zum Schmunzeln regen sie auch an. Denn welcher Schriftzug ist beim Polizei SV natürlich am häufigsten an die Wand geschmiert? Richtig, "ACAB". Dicht gefolgt übrigens von "Hier regiert der VfL". Aber das nur am Rande.
Erst B-Jugend, dann Kreisliga B
Jener Polizei SV ist heute der wichtigste Nutzer der Radrennbahn, derzeit ist sogar eine Renovierung der Anlage bis 2018 angekündigt (dem Vernehmen nach soll die Tribüne erhalten bleiben, dem Rest droht das Aus). Aktuell finden fast alle Spiele des Klubs hier statt, und so komme auch ich noch in den Genuss einiger Minuten eines B-Jugend-Spiels. Ich sag mal so: Wenn der Gästetrainer gleichzeitig Linienrichter ist, kann das nicht gut gehen...
Der Schlusspfiff ist kaum ertönt, da erfolgt auch schon der Anpfiff zur nächsten Begegnung. Kreisliga B, 35 Zuschauer hmmm - ich gestehe, das Geschehen auf dem Rasen hat mich nur teilweise interessiert. Dafür war der Eintritt frei, ist in der Kreisliga ja auch nicht immer der Fall. Beim Warmmachen unterhielten sich einige PSV-Spieler übrigens darüber, nach einer schnellen Dusche noch zum 17.30-Uhr-Spiel in den Borussia-Park zu wollen. Nun, geduscht war ich schon, und so war zumindest für mich die kurze Fahrt in den Südwesten der Stadt zeitlich mal gar kein Problem.
Wahrscheinlich hätte ich das sogar mit dem Rad geschafft...