KF Feronikeli - Besa Peje 2:1 (Superliga Kosovo, 8.9.2017)

Stadiumi Rexhep Rexhepi in Drenas

Es hilft ja nichts: Seit 2016 ist der Kosovo das 55. UEFA-Mitglied, also musste der Weg früher oder später einmal in "das jüngste Land" Europas führen. Mit der Hoffnung auf viel Sonne, gutes Essen und ein wenig Fußball in einer spannenden Region ging es somit über Wien nach Pristina.

Stadion Rexhep Rexhepi des KF Feronikeli
Derzeit erlebt der Kosovo vielleicht seine beste Zeit seit vielen Jahren, oft ist gar von einer "Entspannung" die Rede. Dass dennoch nicht alles rosig ist, wurde schon auf dem Flug klar, stiegen doch drei Bundeswehrsoldaten mit uns in die Maschine. Und auch vor Ort gab es immer wieder Anzeichen, dass eben noch nicht alles normal ist. Wenn etwa am Sonntagmorgen die Katholiken zum Gottesdienst in die Mutter-Teresa-Kathedrale gehen und zehn Meter entfernt ein Wagen der italienischen Militärpolizei das Ganze beobachtet, macht das schon stutzig. Wenige Meter entfernt steht das Gerippe einer serbisch-orthodoxen Kirche, die nie fertiggestellt wurde - Serben sind hier seit dem Kosovokrieg eher "unbeliebt".

Serbische Enklave mitten im Kosovo

Umso skurriler wirkt dann ein Ort wie Gracanica, nur wenige Kilometer südlich von Pristina, wo plötzlich serbische Fahnen wehen, die Buchstaben kyrillisch sind und im Opferstock des Weltkulturerbe-Klosters Dinar statt Euro liegen. Müßig zu erwähnen, dass auch dieses Kloster bewacht wird und wegen der unsicheren Lage auf der Liste der bedrohten Welterbe-Stätten steht. Aber, und das ist gut: Auch im Verhältnis zwischen Serbien und dem Kosovo standen die Zeichen zuletzt auf Entspannung. Wobei es wohl noch lange dauern wird, bis beide Länder - zum Beispiel - gegeneinander in einem Fußballspiel antreten werden.

Gegengerade im Stadium Rexhep Rexhepi
Womit der Bogen zum runden Leder endlich geschafft wäre. Im Kosovo spielt die Liga von Freitag bis Sonntag, was unser Hopper-Herz natürlich erfreute. Vom oben erwähnten Kloster Gracanica ging es daher zügig - auch freitags wird wegen des fast überall fehlenden Flutlichts schon am Nachmittag angepfiffen - nach Drenas. Dort steht das Rexhep Rexhepi Stadium, Heimat des zweimaligen Meisters KF Feronikeli (2015 und 2016) und derzeit übrigens auch das Exil des FC Pristina, dessen Stadion noch bis mindestens zum Jahresende UEFA-tauglich gemacht wird.

Ein Märtyrer als Namensgeber

Beim Stadionnamen sind wir dann doch wieder bei der Politik. Rexhep Rexhepi war Kapitän von Feronikeli, bis der Krieg den Ligabetrieb stoppte. Rexhepi unterstützte die Befreiungsarmee UCK und wurde im Februar 1999 im Alter von nur 34 Jahren vor den Augen seiner Familie von Serben getötet.

Noch viel zu tun bei Feronikeli
Drenas gehörte damals zum UCK-Kerngebiet, zwei Monate später fand in Sichtweite des Stadions, im Örtchen Poklek, eines der grausamsten Massaker des Krieges statt. Heute wehen auf den Häusern albanische Fahnen, das Stadion wurde inzwischen nach dem Märtyrer benannt. Und nicht nur das: Bis 2020 ist ein ehrgeiziger Umbau geplant, die Kapazität soll von derzeit 6000 auf 10.000 steigen, die ersten Stützpfeiler für das Dach sind bereits installiert.

Vier Tickets für zwei Personen...

Für uns erweist sich derweil der Ordner als erstes Problem. Der gute Mann reißt unser schönes Ticket in zwei Hälften und schmeißt eine davon in den Müll. Grmpf. Also kurz beraten und die zugegeben etwas dekadente Methode gewählt, einfach ein zweites Ticket zu kaufen. Für einen Euro kann man das mal machen... Die Ordner reagierten mit einem Lachen und erlaubten uns anschließend auch noch, für ein paar Fotos den Innenraum zu betreten. Sehr nett. Aktuell besteht der Ausbau aus einer recht großen Betontribüne - deren Treppenaufgänge noch ins Nichts führen, auch Toiletten fehlen noch - sowie gegenüber einige arg in Mitleidenschaft gezogene Stufen. Das reicht freilich, auch wenn heute der Zuschauerzuspruch mit fast 1000 doch deutlich größer ausfällt als gedacht.

Zur Freude der fast ausschließlich männlichen Zuschauer gewinnt Feronikeli die Parte nach Rückstand noch mit 2:1, und endlich einmal wird es richtig laut. Wenig später ist Schluss, für uns geht es zurück nach Pristina, wo beim Abendbier darüber diskutiert wird, wohin die Reise am nächsten Tag geht. Den Zuschlag erhält die kurze Reise über die Grenze zum albanischen Meister FK Kukesi.

Haupttribüne  Sonnenblumenkerne  Kloster Gracanica